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12.03.2021 | Kardiologie | Nachrichten

Ist Fischkonsum besonders vorteilhaft für die Sekundärprävention?

verfasst von: Joana Schmidt

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Der Verzehr von zwei Portionen Fisch pro Woche kann das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse und Tod bei Patienten mit bestehenden Gefäßerkrankungen senken. Laut einer neuen Metaanalyse scheint das aber nicht für Personen ohne solche Vorerkrankungen zu gelten.

Ernährungsrichtlinien empfehlen mindestens zwei Portionen Fisch pro Woche zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Fisch ist eine Hauptquelle der langkettigen Omega-3-Fettsäuren Docosahexaensäure und Eicosapentaensäure, denen positive Effekte auf die kardiovaskuläre Gesundheit nachgesagt werden. Eine große Metaanalyse legt jetzt jedoch nahe, dass möglicherweise nur Personen mit bereits bestehenden Gefäßerkrankungen davon profitieren.

Forscher um Dr. Deepa Mohan von der Madras Diabetes Research Foundation in Chennai analysierten dafür Daten aus vier internationalen Studien mit fast 192.000 Personen aus 58 Ländern auf sechs Kontinenten. Der Fischkonsum der Teilnehmer wurde mithilfe von Fragebögen erfasst und das Team untersuchte mögliche Zusammenhänge mit Mortalitätsraten und kardiovaskulären Ereignissen. Dazu zählten Myokardinfarkt, Schlaganfall, Herzinsuffizienz und plötzlicher Herztod.

Fettreicher Fisch hatte größeren Nutzen

Ein Fischverzehr von mindestens 175g pro Woche, was zwei Portionen entspricht, ging bei Hochrisikopatienten und Personen mit Gefäßerkrankungen mit einem geringeren Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse und Tod einher. Bei Probanden ohne kardiovaskuläre Vorerkrankungen zeigte sich jedoch kein solcher Effekt. Ähnliche Ergebnisse wurden für plötzlichen Herztod beobachtet. Nur Fisch mit höheren Mengen an Omega-3-Fettsäuren, nicht aber andere Fischarten, war mit größeren Vorteilen assoziiert.

Mohan und Kollegen hatten Daten aus der PURE-, ONTARGET-, TRANSCEND- und ORIGIN-Studie analysiert. In der PURE-Studie zeigte der Verzehr von mindestens 350g Fisch pro Woche verglichen mit einem Fischkonsum von weniger als 50g monatlich keine signifikanten Effekte auf kardiovaskuläre Ereignisse und Mortalität. Im Gegensatz dazu war in den anderen drei Kohorten bei Patienten mit Gefäßerkrankungen das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse um 16% und das Mortalitätsrisiko um 18% reduziert, wenn sie mindestens 175g Fisch pro Woche verzehrten, gegenüber 50g monatlich. Ein höherer Fischkonsum schien das Risiko jedoch nicht weiter zu senken.

Vorteile für Gesunde kontrovers diskutiert

Obwohl die Forscher keinen Nutzen für die Primärprävention beobachten konnten, betonen sie, dass Menschen ohne kardiovaskuläre Vorerkrankungen die möglicherweise herzgesunden Auswirkungen des Verzehrs von Fisch nicht außer Acht lassen sollten. Etwa habe die Analyse nicht signifikante Trends zu einem geringeren Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse bei nicht vorerkrankten Personen gezeigt. Zudem gebe es viele Beobachtungsstudien, die durchaus auf Vorteile von Fischverzehr bei gesunden Menschen hinweisen, sodass die aktuellen Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden sollten, gibt das Team um Mohan zu bedenken.

Dieser Meinung ist auch Dr. Dariush Mozaffarian von der Tufts University in Boston. In einem Begleitkommentar schreibt er, dass die Gesamtheit aus Beobachtungs- und Interventionsstudien darauf hinweist, dass ein moderater Fischverzehr einen Nutzen für die Herzgesundheit haben kann. „Erwachsene sollten darauf abzielen, etwa zwei Portionen Fisch pro Woche zu konsumieren“, rät er. Nicht gebratener, fettreicher Fisch mit dunklerem Fleisch, der bis zu zehnmal höhere Omega-3-Werte als Weißfisch enthalten könne, scheine den größten Effekt zu erzielen. 

Einschränkungen der aktuellen Studie sind, dass der Fischverzehr auf Eigenangaben der Teilnehmer beruhte und keine Informationen über die Zubereitung vorlagen.

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Literatur

Mohan D et al. Associations of Fish Consumption With Risk of Cardiovascular Disease and Mortality Among Individuals With or Without Vascular Disease From 58 Countries. JAMA 2021. https://doi.org/10.1001/jamainternmed.2021.0036

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