Oft liegt es nicht am Medikament, wenn Patientinnen und Patienten über Nebenwirkungen von Statinen klagen. In einer Studie gelang es, auch skeptische Teilnehmende zu motivieren, ihre Behandlung weiterzuführen.
Häufig sind unter Statintherapie empfundene Nebenwirkungen wie Muskelschmerzen nicht auf die Inhaltsstoffe des Medikaments zurückzuführen. Aber wie lassen sich Betroffene davon überzeugen, ohne dass sie sich wenig ernst genommen fühlen? Mithilfe einer Intervention, die Hinweise auf die Ursache der Beschwerden liefert, waren mehr Menschen zur Wiederaufnahme der Therapie bereit.
Für die randomisierte Studie verwendeten Dr. Kate Tudor von der Universität Oxford und ihr Team ein spezielles N-of-1-Design, das sich auch in der Praxis anwenden lässt. Herzkranke, denen Statine verschrieben worden waren, die diese jedoch abgelehnt hatten, wurden dafür einem von drei Studienarmen zugeteilt. Neben der Standardbehandlung, bei der ihnen geraten wurde, präventiv Statine einzunehmen, gab es zwei N-of-1-Arme: In diesen erhielten die Patientinnen und Patienten entweder abwechselnd jeweils vier Wochen ihre Medikation und vier Wochen nicht (unverblindet) oder zufällig wechselnd vier Wochen Verum bzw. Placebo (verblindet).
Über einen Zeitraum von sechs Monaten notierten sie ihre Symptome. Am Ende folgte ein Arztgespräch zu diesen Aufzeichnungen, bei dem den Teilnehmenden eine Wiederaufnahme der Therapie nahegelegt wurde. Patientinnen und Patienten, bei denen die Gabe von Statinen ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko darstellte, wurden vor Studienbeginn ausgeschlossen.
Interventionsgruppe führt Therapie danach häufiger fort
Von 93 Personen wurden 20 der Standardbehandlung und 73 den beiden Interventionsarmen zugeteilt. 56 von 73 (77%) ließen sich auf das N-of-1-Experiment ein, 43 von 56 (77%) hielten es sechs Monate lang durch und erhielten ein Feedbackgespräch. Zu diesen zählten 20 von 28 (71%) im unverblindeten und 23 von 28 (82%) im verblindeten Arm.
33 von 73 (45%) Teilnehmenden in den Interventionsgruppen nahmen ihre Statintherapie tatsächlich wieder auf, während es in der Kontrollgruppe mit 4 von 20 (20%) signifikant weniger waren. Zwischen dem verblindeten und dem unverblindeten Studienarm zeigten sich bezüglich der Wiederaufnahme der Behandlung jedoch keine signifikanten Unterschiede. Unerwünschte Ereignisse waren mit und ohne Statine ähnlich häufig.
Modell lässt sich in den Praxisalltag übertragen
„Bei Patientinnen und Patienten, die Statine ablehnen oder nicht vertragen, steigern N-of-1-Experimente im Vergleich zur Standardbehandlung die Rate derer, die ihre Therapie trotzdem fortführen“, fassen Tudor et al. zusammen. Ob es sich dabei um Medikationsphasen mit Pausen oder einen verblindeten Wechsel von Verum und Placebo handele, scheine keine Rolle zu spielen.
Das Modell könne von jeder Praxis übernommen werden, deren Patientinnen und Patienten bereit seien, vermeintliche Nebenwirkungen täglich zu notieren und dann zu analysieren, ob sie lediglich in Medikationsphasen aufgetreten seien, ergänzen die Forschenden. Damit lässt sich zeigen, dass andere Ursachen oder der Nocebo-Effekt für die Beschwerden verantwortlich sind, was die Akzeptanz für die Statintherapie erhöhen kann. In Zukunft könnten Smartphone-Apps diese Analyse und das entsprechende Feedback übernehmen.