Hilft es adipösen Menschen, wenn sie sich vegan ernähren? In einer randomisierten Studie zeigte eine solche Intervention nicht nur Vorteile bei der Gewichtsreduktion, sondern gleich in mehrerlei Hinsicht.
Vegane Essgewohnheiten haben einer aktuellen Studie zufolge mehrere positive Effekte auf den Stoffwechsel. Mehr als 240 Personen mit Übergewicht oder Adipositas wurden 1:1 randomisiert: Eine Gruppe ernährte sich fettarm und vegan, die Kontrollgruppe behielt ihre bisherigen Essgewohnheiten bei. Über 16 Wochen verloren die Teilnehmer in der Interventionsgruppe fast 6 kg Körpergewicht, während sich das Gewicht der Kontrollpersonen nicht veränderte.
Postprandialer Energieverbrauch steigt
Die vegane Ernährungsweise wirkte sich aber nicht nur auf das Gewicht der Probanden aus, sondern hatte darüber hinaus auch positive Effekte auf den Stoffwechsel. So stieg der postprandiale Energieverbrauch bei den Veganern im Schnitt um mehr als 14%, während er sich in der Kontrollgruppe nicht veränderte. Dies wurde durch indirekte Kalorimetrie über drei Stunden nach einem Standardfrühstück mit 720 Kalorien gemessen.
Die Forscher um Dr. Hana Kahleova von Ärzteausschuss für verantwortungsvolle Medizin in Washington bewerteten die Insulinresistenz der Teilnehmer anhand eines geschätzten Insulinsensitivitätsindex und eines Homöostase-Index. Ersterer stieg in der Interventionsgruppe um durchschnittlich 0,9 Punkte, während letzterer sich median um 1,3 Punkte verringerte. Die Zunahme der Insulinsensitivität korrelierte negativ mit einer Abnahme des Körpergewichts (r = -0,43).
Lipidspiegel sinkt
Bei den Personen, die ihre Ernährung umgestellt hatten, nahm darüber hinaus der Lipidspiegel signifikant ab. Die hepato- und intramyozellulären Lipidwerte sanken um 34,4% bzw. 10,4%. Diese beiden spezifischen Lipide spielen eine zentrale Rolle bei der Leber- und Muskelinsulinresistenz sowie bei Typ-2-Diabetes, so die Forscher. Beide Abnahmen korrelierten positiv mit Veränderungen der Insulinresistenz (beide r = 0,51). In der Kontrollgruppe änderte sich keiner der genannten Faktoren signifikant.
Die Studienteilnehmer waren zwischen 25 und 75 Jahre alt und hatten einen BMI von 28 bis 40. Die Gruppe, deren Ernährung umgestellt wurde, erhielt wöchentliche Kochschulungen, musste ihre Mahlzeiten aber selbst zubereiten. Die Probanden sollten dabei etwa 75% Kohlenhydrate, 15% Eiweiß und 10% Fett zu sich zu nehmen. Erlaubt waren Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchte und Früchte, aber keine tierischen Produkte oder zusätzlichen Fette. Zudem nahmen sie pro Tag 500 μg Vitamin B12 ein.
Reduzierte Gesamtenergiezufuhr
Durch die Intervention stieg ihre durchschnittliche Kohlenhydrat- und Ballaststoffaufnahme an, Fette, Proteine und Cholesterin nahmen sie dagegen weniger zu sich. Obwohl sie so viel essen durften, wie sie wollten, reduzierten sie ihre Gesamtenergiezufuhr. Dieser Effekt wurde auch in früheren Studien mit veganer Ernährung beobachtet. In beiden Gruppen war der Konsum von Alkohol auf ein Glas pro Tag für Frauen und zwei Gläser täglich für Männer beschränkt.
Eine Limitation der Studie ist, dass die Nahrungsaufnahme der Teilnehmer auf Eigenangaben basierte. Zudem seien die Probanden eher gesundheitsbewusst gewesen und damit womöglich nicht repräsentativ für die Allgemeinbevölkerung, geben Kahleova und Kollegen zu bedenken. „Möglicherweise sind die Teilnehmer aber repräsentativ für Menschen, die Gewichtsprobleme oder einen Typ-2-Diabetes haben und deshalb Hilfe suchen“, schließen sie.