Blutdruck und Nüchternglukose sind mit AV-Block assoziiert

Nicht optimal eingestellte Werte des systolischen Drucks und der Nüchternglukose gehen mit einem höheren Risiko für AV-Blockaden einher, wie eine aktuelle Studie zeigt. Kausalität bleibt zwar unbewiesen, erscheint aber plausibel. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Blockaden der Erregungsüberleitung von den Vorhöfen auf die Herzkammern gehören zu den Hauptgründen für die Implantation von Herzschrittmachern. Viele Patienten haben keine schwerwiegenden Herzkrankheiten, der AV-Block wird in solchen Fällen auf eine Fibrose des Reizleitungssystems zurückgeführt. Deren Ursache ist unbekannt, weshalb die Fibrose als idiopathisch bezeichnet wird. Weil es ihrer Ansicht nach an präventiven Strategien mangelt, haben Tuomas Kerola vom Zentralkrankenhaus von Päijät-Häme in Lahti, Finnland, und Kollegen nach modifizierbaren Risikofaktoren für das Auftreten von AV-Blocks gesucht. Dazu griffen sie auf die Daten von 6146 Teilnehmern des Mini-Finland Health Survey zurück. Die Grunduntersuchungen begannen 1978, die Nachbeobachtungsphase lief von 1987 bis 2011. Neben den anderen Gesundheitsdaten hatten es Kerola und Mitarbeiter vor allem auf Diagnosedaten zu AV-Blocks vom Grad II oder III abgesehen. Wären mehr als die Hälfte der AV-Blocks vermeidbar? 8,6% der Probanden wiesen AV-Blockierungen dieser Schweregrade auf. Unabhängig mit dem Auftreten eines AV-Blocks assoziiert waren höheres Alter (Risikoplus von 34% je fünf Jahre), Herzinsuffizienz (+233%) und Herzinfarkt in der Anamnese (+254%). Die Forscher um Kerola stießen aber auch auf zwei modifizierbare Risikofaktoren: höheren systolischen Blutdruck (+22% je 10 mmHg) und höheren Nüchternglukosespiegel (+22% je 20 mg/dl). Rechnerisch bedeutete das für das Populationsrisiko, dass möglicherweise 47% aller AV-Blocks vermeidbar gewesen wären, hätten alle Teilnehmer ideale Blutdruckwerte gehabt. Für die Nüchternglukose betrug dieser Anteil 11%. Bemerkenswerterweise waren weder Hypertonie- noch Diabetesdiagnosen nach multivariablem Abgleich gegen Einflussfaktoren statistisch signifikant mit AV-Blocks assoziiert. Kerola und Kollegen führen das auf Überlagerungseffekte durch die systolischen Druck- und Glukosewerte zurück. Diese hätten aufgrund ihrer kontinuierlichen Natur die Risikoauswirkungen der simplen Ja-nein-Dichotomie der Diagnosen verdeckt. Blutdruck- und Nüchternglukosewerte selbst blieben nach dem Abgleich gegen konkurrierende Einflüsse als Risikofaktoren erhalten. Kerola et al. sehen darin einen Hinweis auf eine kausale Rolle. Erhöhte systolische Drücke könnten dabei zur fibrotischen Infiltration des AV-Leitungssystems beitragen, ebenso die diabetische Stoffwechsellage, die womöglich über Eingriffe in den Metabolismus von Kardiomyozyten zu Entzündung und Fibrose führt. Strikte Schlüsse auf die Kausalität lassen sich unter den Bedingungen einer Beobachtungsstudie aber nicht rechtfertigen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche modifizierbaren Risikofaktoren gehen mit dem Risiko für das Auftreten eines AV-Blocks einher? Antwort: Erhöhter Blutdruck und erhöhter Blutzuckerspiegel sind mit der Entwicklung von AV-Blocks assoziiert. Optimale Einstellung könnte womöglich mehr als die Hälfte der AV-Blockierungen vermeiden. Bedeutung: Eine optimierte Blutdruck- und Blutzuckerkontrolle könnte AV-Blocks und damit die Zahl von Schrittmacherimplantationen reduzieren. Einschränkung: Das Studiendesign erlaubt keine kausalen Schlüsse, die Daten gaben keine Auskunft über den Typ des AV-Blocks, Wenckebach oder Mobitz.

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