Erschienen in:
01.03.2016 | Antiarrhythmika | Schwerpunkt
Welche Medikamente sind bei der Reanimation sinnvoll? Welche nicht?
verfasst von:
Univ. Prof. Dr. Wilhelm Haverkamp
Erschienen in:
Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie
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Ausgabe 1/2016
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Zusammenfassung
Einleitung
Der plötzliche Kreislaufstillstand stellt eine große therapeutische Herausforderung dar. Wie sicher und effektiv bei der Wiederbelebung vorgegangen werden soll, zeigen – soweit wie möglich – evidenzbasierte Leitlinien auf, die zuletzt 2015 aktualisiert wurden.
Methoden
Im Vordergrund stehen Basismaßnahmen zur Wiederbelebung, zu denen die Herzdruckmassage mit Beatmung (Verhältnis 30:2) und, bei einem durch Kammerflimmern bedingten Herz-Kreislauf-Stillstand, eine frühzeitige Defibrillation gehören. Die Gabe von Medikamenten ist Bestandteil der sog. erweiterten lebensrettenden Maßnahmen. Vasopressoren (Adrenalin, ggf. Vasopressin) zielen auf eine Kreislaufstabilisierung ab. Antiarrhythmika (Amiodaron, falls nicht verfügbar Lidocain) sind bei schockrefraktären ventrikulären Tachyarrhythmien indiziert. Magnesium, Natriumbikarbonat und Atropin sollen nicht mehr routinemäßig eingesetzt werden.
Schlussfolgerung
Vor dem Hintergrund eines bislang nicht eindeutig erbrachten Wirksamkeitsnachweises hat die Ambivalenz, mit der die Fachwelt der Gabe von Medikamenten bei der Wiederbelebung gegenübersteht, auch in den Leitlinien zugenommen. Verantwortlich hierfür ist eine sehr heterogene Datenlage, die im Wesentlichen auf den Ergebnissen von Beobachtungsstudien und kleinen kontrollierten Studien beruht. Von den Ergebnissen zweier derzeit laufender großer randomisierter und kontrollierter Studien, welche die Wirksamkeit von Adrenalin und von Amiodaron oder Lidocain gegenüber Placebo bei kardiopulmonaler Wiederbelebung untersuchen, darf mehr Klarheit hinsichtlich der sinnvollen Anwendung von Medikamenten bei einem Kreislaufstillstand erhofft werden.