Einleitung
„Komplexe Situationen brauchen Struktur!“
Bestandsaufnahme
Versorgungsstrukturen in der Behandlung von kritisch kranken Patienten
Status quo des Schockraummanagements von kritisch kranken, nicht-traumatologischen Patienten
Voraussetzungen Schockraummanagement
Schockraumalarmierungskriterien
Alarmierungskriterien und Aufnahmeindikationen | Beispiele | |
---|---|---|
A (Airway) | (Drohende) Atemwegsverlegung | Schwellungen, Angioödem, Fremdkörper, Blutungen, fehlende Schutzreflexe |
B (Breathing) | Initiales SpO2 ≤ 85 % unter Raumluft oder SpO2 unter 6 l/min O2 ≤ 89 %, Atemfrequenz ≤ 6/min oder ≥ 30/min Begonnene invasive, nicht-invasive Beatmung oder High-Flow-Anwendung Drohende respiratorische Erschöpfung, klinischer Eindruck Inhalationstrauma (thermisch/toxisch/chemisch) | Exazerbierte COPD Pneumonie Spontanpneumothorax Lungenödem Lungenembolie Sekundär bei Intoxikationen, neurologischer Problematik u. a. |
C (Circulation) | Niedrigster gemessener Blutdruck systolisch < 80 mm Hg Herzfrequenz ≤ 40/min oder ≥ 180/min Reanimation/Cardiac Arrest/ROSCa Einsatz von Katecholaminen | Septischer Schock Kardiogener Schock Anaphylaxie Ventrikuläre Tachykardie, höhergradiger AV-Block, tachykardes Vorhofflimmern Kreislaufrelevante Blutungen ST-Hebungs-Infarkt (STEMI)a |
D (Disability) | Unklare Bewusstlosigkeit Status epilepticus Neu aufgetretene oder progrediente Vigilanzstörung GCS ≤ 9, fehlende Schutzreflexe Akutes neurologisches Defizit | Intoxikationen Elektrolytstörungen V. a. Schlaganfalla Intrazerebrale Blutung Meningitis/Enzephalitis |
E (Environment) | Kritischer Gesamtzustand, klinischer Eindruck Liegetrauma Metabolische Störungen, Elektrolytstörungen Hypothermie ≤ 32 °C; Hyperthermie ≥ 40 °C qSOFA ≥ 2 | Ketoazidose Elektrolytstörungen V. a. Sepsis Meningitis |
Übergabe
-
Ansprechpartner: Die Anmeldung eines Notfallpatienten durch den Rettungsdienst soll standardisiert an einen definierten, geschulten Ansprechpartner in der Zentralen Notaufnahme bzw. Klinik/Zentrum für Akut- und Notfallmedizin erfolgen.
-
Teambriefing: Vor Ankunft von kritisch kranken Notfallpatienten soll ein Teambriefing mit allen Beteiligten der Notfallversorgung stattfinden.
-
Wertschätzende Übergabeatmosphäre: Die Übergabe soll interaktiv zwischen „Sender“ und „Empfänger“ ausgerichtet sein und in einer freundlichen wertschätzenden Atmosphäre stattfinden.
-
„5-second round“: Vor Beginn der Übergabe sollte unbedingt eine kurze klinische Prüfung stattfinden („5-second round“), um zu gewährleisten, dass der Patient durch die Phase der Übergabe nicht zusätzlich gefährdet wird.
-
Teampräsenz: Die Übergabe soll bei Anwesenheit aller an der Versorgung beteiligten Teammitglieder erfolgen.
-
Übergabehygiene: Die Übergabe soll bei minimaler Geräuschkulisse stattfinden. Manipulationen während der Übergabe sollten unterlassen werden.
Ausstattungsmerkmale
Räumliche Voraussetzungen für einen Schockraum | |
---|---|
Größe pro Schockraumarbeitsplatz mindestens 25 m2 (ab erweiterter Notfallversorgung mind. 35 m2) | |
Möglichst Lokalisation des Schockraums in räumlicher Nähe zur Rettungsdienstanfahrt, dem Hubschrauberlandeplatz, der radiologischen Abteilung und Operations‑/Interventionsabteilung | |
Bei Neuplanungen: Etablierung des Computertomographen im Schockraum oder in unmittelbarer Nähe | |
Ausstattungsmerkmale pro Schockrauma | |
Überwachungsmonitore (einschließlich nichtinvasiver und invasiver Blutdruckmessung, 3‑Kanal-, 12-Kanal-EKG, Kapnographie, valider Temperaturkontrolle) mit zentraler Überwachung und ggf. Verbindung zu einem Patientendatenmanagement (PDMS) | |
Atemwegssicherung inkl. alternativer Atemwege, Videolaryngoskop, mobile Bronchoskopieeinheit, Notfallkoniotomie-Set, Absaugeinheiten | |
Ausstattung zur Behandlung akuter respiratorischer Störungen: | High-Flow-Sauerstofftherapie (mit Transportmöglichkeit) |
Respirator für die non-invasive und invasive Beatmung (mit Transportmöglichkeit) | |
Thoraxdrainagen | |
Ausstattung zur differenzierten Kreislauftherapie und Postreanimationstherapie: | Mindestens vier Perfusoren und zwei Infusomaten |
Intraossärer Zugang | |
Gerät für die Massentransfusion von Blutprodukten | |
Defibrillator | |
Externer und passagerer Schrittmacher | |
Mechanische Thoraxkompressionshilfe | |
Gerät zur Gewährleistung einer therapeutischen Hypothermie | |
Optional: Extrakorporale Membranoxygenation/Cardiac Life Support oder Kooperationsvereinbarung mit ECMO/ECLS-Zentrum | |
Gerinnungssofortdiagnostik (INR, optional: Thrombelastographie) | |
Ausstattung zur Behandlung von Störungen der Wärmekontrolle (z. B. 29 °C Raumtemperatur, externe Wärmetherapie, Gerät zum Erwärmen von Infusionen und Blutprodukten, Möglichkeiten der aktiven und passiven Erwärmung, Externe oder intravasale Kühlung) | |
POCT-Labordiagnostik: Blutgasgerät inkl. Co-Hb, Methämoglobin, Hämoglobin, Blutzucker, Ketone, Elektrolyte (mind. Na+, K+, Cl−), Laktat, Gerinnung (INR, Quick), Troponin, D‑Dimer, falls keine zeitnahe Bestimmung im Hauptlabor möglich | |
Notfallmedikamente (z. B. Katecholamine, Intoxikationen, Lyse, Antidot) | |
Mobiles Ultraschallgerät (inkl. Sektor‑, Konvex- und Linearschallkopf) je nach Patientenanzahl (1 Gerät/10.000 Pat.) oder ein Gerät für den alleinigen Einsatz im Schockraumbereich | |
Mobile Röntgenlafette (für Thoraxröntgen) oder fest integrierte Röntgenanlage in oder nahe (< 50 m) des Schockraums | |
Röntgen-C-Bogen | |
Computertomographie nahe dem Schockraum (< 50 m) (in Notaufnahmen der erweiterten/umfassenden Versorgungsstufe: 24 h/365 Tage [8]) | |
Magnetresonanztomographie nahe dem Schockraum (< 50 m) (in Notaufnahmen der erweiterten/umfassenden Versorgungsstufe: 24 h/365 Tage [8]) |
Schockraumteam
-
einem Fach‑/Oberarzt der Zentralen Notaufnahme bzw. Klinik/Zentrum für Akut- und Notfallmedizin mit der Zusatzbezeichnung „Klinische Akut- und Notfallmedizin“ und mit gültigem ACiLS-Zertifikat (ab 2022 oder ein anderes ACiLS-Anforderungen-äquivalentes Kurssystem),
-
einem Assistenzarzt, und
-
zwei Fachpflegekräften der Zentralen Notaufnahme bzw. Klinik/Zentrum für Akut- und Notfallmedizin (mindestens eine mit der Zusatzbezeichnung Notfallpflege) zusammen.
-
Mindestens 50 % der Ärzte und Pflegekräfte im Schockraumteam sollten ein ACiLS-Zertifikat oder ein anderes ACiLS-Anforderungen-äquivalentes Kurssystem vorweisen.
Basisschockraumteam | Ergänzendes erweitertes Schockraumteam (auf Anforderung des Basisteams; Anwesenheit binnen 30 min) |
---|---|
Fach‑/Oberarzt der Zentralen Notaufnahme bzw. Klinik/Zentrum für Akut- und Notfallmedizin, wünschenswert mit gültigem ACiLS-Zertifikat (sobald verfügbar oder ein anderes ACiLS-Anforderungen-äquivalentes Kurssystem) und mit Zusatzbezeichnung „Klinische Akut- und Notfallmedizin“ | Spezielle Facharztexpertise (z. B. Facharztstandard für Kardiologie, Gastroenterologie, Neurologie, Neurochirurgie, Chirurgie, Gynäkologie; je nach Verfügbarkeit am Standort) |
Assistenzarzt (wünschenswert mit gültigem ACiLS-Zertifikat sobald verfügbar oder ein anderes ACiLS-Anforderungen-äquivalentes Kurssystem) | |
2 Fachpflegekräfte der Zentralen Notaufnahme bzw. Klinik/Zentrum für Akut- und Notfallmedizin, wünschenswert 1 Pflegekraft mit gültigem ACiLS-Zertifikat (sobald verfügbar oder ein anderes ACiLS-Anforderungen-äquivalentes Kurssystem; als Übergangslösung Fachweiterbildung Notfallpflege oder Intensivpflege) |
Versorgungskonzepte
-
P – Präparation
-
R – Ressourcen
-
„_“ – Pause (Team-Time-out) zur strukturierten Übergabe
-
E – Erstversorgung
-
A – Anamnese
-
U – Untersuchung
-
D2 – Differenzialdiagnosen/apparative Diagnostik
-
I – Interpretation
-
T – To-do