01.09.2021 | Karies | Originalarbeiten / Original papers
Zusammenhang zwischen Stilldauer und Early Childhood Caries
verfasst von:
Friedrich Kuminek, Prof. Dr. Wieland Kiess, Prof. Dr. Antje Körner, Prof. Dr. Christian Hirsch, PD Dr. Yvonne Wagner
Erschienen in:
Oralprophylaxe & Kinderzahnmedizin
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Ausgabe 1-2/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund: Karies im Milchgebiss kommt bei mehr als 500 Mio. Kindern weltweit vor. Diese hohe Prävalenz macht die Erkrankung zu einem globalen Gesundheitsproblem. Der Zusammenhang zwischen Karies und Stillen ist noch nicht vollständig geklärt und wird in der Literatur zudem kontrovers diskutiert.
Ziel der Arbeit: Ziel der Studie war die Überprüfung des Zusammenhangs zwischen Stilldauer (ausschließliches und dann sich anschließendes partielles Stillen) und Karies in der ersten Dentition unter Berücksichtigung von potenziellen Störfaktoren wie sozioökonomischem Status (SES), Alter, Body Mass Index (BMI) und Mundhygiene.
Material und Methoden: Die Querschnittstudie basiert auf dem LIFE Child-Projekt und analysierte Daten von 597 Kindern im Alter von 1 bis 5 Jahren (50,4% männlich, 99,7% in Deutschland geboren). Ein PC-basierter standardisierter Fragebogen wurde genutzt für die soziodemografischen Daten und das Stillverhalten. Der BMI wurde altersadjustiert aus Gewicht und Größe ermittelt. Visible Plaque Index (VPI), kieferorthopädische Anomalien und Karies (dmf-t nach WHO [Weltgesundheitsorganisation]Diagnosekriterien) wurden klinisch erhoben. Die statistische Analyse erfolgte mittels Chi-Quadrat- und t-Test bzw. multivariabler logistischer Regression.
Ergebnisse: Die Karieshäufigkeit in der Stichprobe betrug 9,9 % (n = 59/597), der mittlere dmf-t-Index ± SD (Standardabweichung) war 0,27 ± 1,1. Die Dauer von ausschließlichem/partiellem Stillen (± SD) betrug 4,5 ± 4,7 bzw. 9,3 ± 7,7 Monate. Kinder aus Familien mit niedrigem SES wurden signifikant kürzer gestillt (1,2 Monate für ausschließliches und 3,3 Monate für partielles Stillen, p <0,05). In den bivariaten Analysen gab es einen Schutzeffekt des Stillens (6 bis 12 Monate) vor Karies (Odds Ratio [OR] = 0,5; 95 %-Konfidenzintervall [KI]: 0,3-0,9), in den multivariablen Analysen spielte Stillen aber keine Rolle mehr, hier waren Plaque (OR = 9,8; 95 %-KI; 5,1-18,8), niedriger SES (OR = 2,3; 95 %-KI: 1,0-5,3) sowie Alter (OR = 2,0; 95 %-KI: 1,5-2,6) signifikante Einflussfaktoren.
Schlussfolgerungen: Unter den analysierten Studienparametern sind schlechte Mundhygiene und niedriger SES Risikofaktoren für Karies im Milchgebiss. Die Dauer von ausschließlichem und partiellem Stillen hatte keinen Einfluss auf die Kariesentwicklung in dieser Studie.