Karpaltunnelsyndrom: Mehr Op.-Komplikationen bei Männern

Schwerwiegende Komplikationen als Folge der operativen Dekompression eines eingeklemmten N. medianus sind nach Daten des National Health Service (NHS) seltene Ereignisse. Männer scheinen indes etwas anfälliger dafür zu sein. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Als „normalerweise sichere Operation“ klassifizieren Forscher der Universität Oxford die operative Therapie eines Karpaltunnelsyndroms. Das Team um Jennifer Lane hat NHS-Daten zu mehr als 850.000 Dekompressionseingriffen ausgewertet. Schwerwiegende Komplikationen waren bei weniger als 0,1% der Patienten aufgetreten. Männer waren davon jedoch häufiger betroffen als Frauen. Die Eingriffe wurden zwischen 1998 und 2017 vorgenommen; in England wird zur Dekompression des N. medianus meistens die offene Retinakulumspaltung gewählt, der genaue Anteil wird in der Publikation allerdings nicht angegeben. Entsprechend der höheren Inzidenz des Syndroms beim weiblichen Geschlecht waren über zwei Drittel der 665.000 erfassten Patienten Frauen. Schwere Komplikationen bei weniger als 1 von 1000 Patienten Schwerwiegende lokale Komplikationen ereigneten sich innerhalb von 30 Tagen bei 0,07% und innerhalb von 90 Tagen bei 0,08% der Patienten. Am häufigsten handelte es sich dabei um Wunddeshiszenz und Sehnenverletzungen, beide hatten 90-Tages-Raten von 0,03%. Die Inzidenzen von Nervenverletzungen und Wundinfektionen lagen bei 0,01% bzw. 0,005%. Als schwerwiegend galten unerwünschte Op.-Folgen, wenn sie eine stationäre Aufnahme oder eine weitere Op. erforderten. Das – adjustierte – Risiko für solche Zwischenfälle war bei Männern doppelt so hoch wie bei Frauen. Außerdem hatte die jüngste Altersgruppe – Erwachsene unter 30 – ein doppelt so hohes Risiko wie Patienten zwischen 50 und 59 Jahren. Einer erneuten Operation mussten sich während der Nachbeobachtungszeit von median 7,5 Jahren 3,4% der Patienten unterziehen, im Mittel war seit der ersten Op. ein Jahr vergangen. Reoperationen wurden ebenfalls bei Männern etwas häufiger fällig als bei Frauen, der Risikoanstieg betrug aber nur 9%. Ein erhöhtes Risiko hatten außerdem über 80-Jährige, Patienten mit hoher Komorbidität und sozial schwache Menschen (+18%). Männerhände technisch anspruchsvoller Dass Männer stärker komplikationsgefährdet waren, führen Lane und Kollegen auf den Umstand zurück, dass die Operation bei größeren Händen wegen des zusätzlichen Subkutangewebes im Op.-Feld technisch anspruchsvoller ist. Es sei außerdem bekannt, dass die Wiederaufnahme von manuellen Tätigkeiten und sich wiederholenden Handgriffen mit einem höheren Risiko für Reoperationen einhergehe, dies könne ein Grund für die stärkere Gefährdung von sozial schlechter gestellten Patienten sein. „Allerdings ist die Rate an schweren Komplikationen in dieser Studie sehr niedrig, sodass die erhöhte Inzidenz bei Männern eventuell keinen klinisch relevanten Risikoanstieg darstellt“, so Lane et al. Die Rate vor allem an Infektionen wird durch die Analyse vermutlich unterschätzt. Komplikationen, die ambulant behandelt werden konnten, wurden in der Studie nicht erfasst. Empfehlung der Redaktion 25.06.2020 | Karpaltunnelsyndrom | CME-Kurs Operative Behandlung des Karpaltunnelsyndroms: offene Retinakulumspaltung und Hypothenarfettlappenplastik beim Rezidiv Das Karpaltunnelsyndrom ist das häufigste Engpasssyndrom eines peripheren Nerven, hervorgerufen eine Volumenzunahme des Tunnelinhalts oder eine Verkleinerung der Tunnelkapazität. Der CME-Kurs beschreibt anhand ausführlicher Bilderstrecken das offene operative Vorgehen in Form einer Retinakulumspaltung und das Vorgehen bei einem Rezidiv. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie sicher ist die operative Behandlung des Karpaltunnelsyndroms? Antwort: Schwerwiegende lokale Komplikationen treten innerhalb von 90 Tagen bei weniger als 1 von 1000 Patienten auf; das Risiko dafür ist bei Männern doppelt so hoch wie bei Frauen. Die Rate erneuter Operationen liegt bei 3 pro 1000 Patienten und Jahr. Bedeutung: Die operative Therapie des Karpaltunnelsyndroms ist sicher, schwere unerwünschte Wirkungen sind selten. Einschränkung: Keine Daten zu weniger schweren Komplikationen; Dekompression erfolgt in England meist als offene Op., Anteil wird aber nicht beziffert.

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