Diabeteskranke nachuntersuchen! Nach Katarakt-Op. verschlechtert sich womöglich die Retinopathie

In einer retrospektiven Studie aus den USA war die Durchführung einer Phakoemulsifikation bei Kataraktpatienten mit Typ-2-Diabetes signifikant mit dem Fortschreiten einer bestehenden diabetischen Retinopathie assoziiert. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Typ-2-Diabetes ist ein bekannter Risikofaktor für die Entstehung einer Katarakt. Zugleich haben Diabeteskranke aber auch ein erhöhtes Komplikationsrisiko, wenn sie die getrübte Linse operativ entfernen lassen. Ob das auch für die derzeitige Standardmethode der Phakoemulsifikation zutrifft, hat ein ophthalmologisches Team um Asad Loya vom Baylor College of Medicine in Houston untersucht. Dazu wertete die Forschungsgruppe Daten aus den Jahren 2004 bis 2024 aus, die der US-Datenbank TriNetX entnommen wurden. In diesem Zeitraum hatten die meisten Augenchirurgen und -chirurginnen in den USA ihre Technik bereits von der konventionellen extrakapsulären Extraktion auf die moderne Methode umgestellt. Bei der Phakoemulsifikation wird der Linsenkern mittels einer mit Ultraschall angeregten Kanüle zerkleinert und die Trümmer mittels einer Saugspülvorrichtung abgesaugt. Beteiligte mit diabetischer Retinopathie An der Studie nahmen ausschließlich Personen mit Typ-2-Diabetes und bereits nachgewiesener NPDR (nicht-proliferative diabetische Retinopathie, mit oder ohne Makulaödem) teil. Geschaut wurde, zu welchen Anteilen operierte bzw. nicht operierte Patienten und Patientinnen innerhalb eines Jahres eine proliferative diabetische Retinopathie (PDR) entwickelten. Nach der Methode des Propensitäts-Score-Matching wurden 3.589 Teilnehmende der Op.-Gruppe ebenso vielen hinsichtlich Gesundheitscharakteristika passenden Personen, die keine Op. erhalten hatten, zugeordnet. Das Durchschnittsalter lag bei 67 bzw. 68 Jahren, der Frauenanteil bei 54% bzw. 56%. In der Studie bezogen sich die Hauptanalysen ausschließlich auf das rechte Auge. Progressionsrisiko nach Op. signifikant höher Nach median 365 Tagen war die Progressionsrate (von NPDR zu PDR) im entsprechenden Auge in der Op.-Gruppe signifikant höher (Hazard Ratio, HR 1,45). Deutlich höher war außerdem die Wahrscheinlichkeit einer Glaskörperblutung (HR 1,92), ebenso das Risiko für einen zusammengesetzten Endpunkt, der zusätzlich eine traktionsbedingte bzw. traktionsbedingt-rhegmatogene Netzhautablösung (TRD bzw. CTRD) umfasste (HR 1,49). Nach einem Jahr hatten aus den beiden Gruppen allerdings etwa gleich viele Personen eine TRD oder CTRD entwickelt (jeweils weniger als zehn). Eine Analyse, in die nur Personen einbezogen wurden, die seit mindestens fünf Jahren an Typ-2-Diabetes erkrankt waren, bestätigte die Ergebnisse (Fortschreiten zur PDR: HR 1,52; Glaskörperblutung: HR 2,50; zusammengesetzter Endpunkt: HR 1,75, jeweils nach einem Jahr). Auch hier war die Rate der Netzhautablösungen für sich genommen etwa gleich. In der Literatur seien die Ergebnisse zum Fortschreiten einer Retinopathie nach Katarakt-Op. bisher uneinheitlich gewesen, so Loya und sein Team. Die Vorgängerstudien seien aber kleiner gewesen und hätten unterschiedliche Designs gehabt. Die aktuelle Studie zeichne sich außerdem dadurch aus, dass man sorgfältig den Rahmen, in dem sich die Retinopathie entwickelte (von NPDR zu PDR), eingegrenzt hatte. Nachuntersuchung essenziell „Unsere Befunde zeigen, wie wichtig es ist, Personen nach einer Katarakt-Op. nachzuuntersuchen“, so das Fazit von Loya und Mitforschenden. Gerade bei Patienten und Patientinnen mit diabetischer Retinopathie sei eine sorgfältige Fundoskopie (mit Dilatation) nach einem unkomplizierten Eingriff unerlässlich, wobei die meisten Kollegen diese innerhalb von vier Monaten durchführen. Wie genau die Katarakt-Op. das Fortschreiten der Retinopathie begünstigt, ist nicht klar. Nach Loya et al. könnte dabei eine Kombination aus proinflammatorischen Faktoren und verstärkter Angiogenese eine Rolle spielen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Einfluss der operativen Linsenentfernung bei Katarakt auf das Fortschreiten einer bestehenden diabetischen Retinopathie. Antwort: Nach Durchführung einer Phakoemulsifikation war das Fortschreiten einer nicht proliferativen hin zu einer proliferativen diabetischen Retinopathie wahrscheinlicher als ohne Op. Bedeutung: Personen mit Typ-2-Diabetes bedürfen postoperativ einer besonders sorgfältigen fundoskopischen Nachuntersuchung. Einschränkung: Retrospektive Studie; keine Angaben zur Sehschärfe, zur Erfahrung des Chirurgen und zur Dauer des Eingriffs.

Springer Medizin

Diabeteskranke nachuntersuchen! Nach Katarakt-Op. verschlechtert sich womöglich die Retinopathie

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