Update Diabetestherapie in der pädiatrischen Praxis

Technische Innovationen verändern die Therapie des kindlichen Diabetes mellitus – und sie bilden auch die Grundlage für virtuelle Diabetesambulanzen. Einen großen Fortschritt gibt es zudem bei der Applikation von Glucagon als Notfallmedikament bei schwerer Hypoglykämie. Ein Update. Neue Therapieformen wie die Insulin-Pumpentherapie verbreiten sich zunehmend und werden derzeit vorrangig bei sehr jungen Patienten eingesetzt (<5 Jahre 91,6%). „Hier hat die Pumpe die Insulin-Injektionen mit Pen oder Spritzen weitgehend ersetzt“, konstatierte Prof. Dr. Klemens Raile von der Charité Berlin auf dem "Online-Update 2020 – Kinder- und Jugendmedizin aktuell". Parallel dazu hat die Anwendung von Glukosesensoren in den letzten Jahren vor allem bei Kleinkindern deutlich zugenommen. Zum Teil sind die Glukosesensoren mit den Insulinpumpen gekoppelt, so dass der Sensor die gemessenen Glukosewerte direkt an die Pumpe überträgt, welche die jeweils passende Insulinmenge ausschüttet. Diese Geräte werden als „künstliche Bauchspeicheldrüse“ oder „Closed-Loop-System“ bezeichnet. Positiver Effekt der technischen Innovationen: „Verglichen mit früheren Jahren sehen wir heute – bei einem deutlich verbesserten HbA1c-Wert – keinen Anstieg der Hypoglykämierate mehr“, so Raile. Virtuelle Diabetesambulanz mit monatlichen Telemedizin-Terminen Die neuen Techniken bilden auch die Grundlage für eine virtuelle Diabetesambulanz, die in einer großen Untersuchung zur Telemedizin mit Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes untersucht wurde. Die vom Innovationsfonds des G-BA geförderte Studie ViDiKi (Virtuelle Diabetesambulanz für Kinder und Jugendliche) erfolgte in den Jahren 2017 bis 2020 mit 240 Teilnehmern zwischen einem und 16 Jahren. Auch wenn die Publikation der Ergebnisse noch aussteht, wirkten sich die einmal monatlich abgehaltenen Telemedizin-Termine anscheinend positiv auf den Therapieerfolg der Kinder aus. Wie Raile berichtete, „lässt sich die hohe Akzeptanz seitens der Eltern anhand der Kommentare auf der Homepage ablesen.“ Das Nachfolgeprojekt Vidiki 2.0 soll an diesen Erfolg anknüpfen. Auch an der Charité wird derzeit im Rahmen eines Pilotprojekts die Telemedizin sowie die digitale Datenerfassung getestet, um die Behandlungsmöglichkeiten in der Diabetesambulanz zu erweitern. Dazu finden Sprechstunden über einen Online-Videochat statt; für dringende Fragen gibt es zusätzlich von Montag bis Freitag eine ‚On-Demand-Sprechstunde‘. „Wichtig ist, dass wir als Team zusehen müssen, dass die Familien ein bestmögliches Selbstmanagement des Diabetes erreichen, und wir ihnen dabei Rückhalt und zusätzliche Unterstützung bieten“, betonte Raile. Nasal applizierbares Glucagon Ein großer Fortschritt ist bei der Applikation von Glucagon als Notfallmedikament bei schwerer Hypoglykämie zu verzeichnen. Während die Verabreichung der Notfallspritze die Angehörigen oder andere Hilfswillige häufig vor große Probleme stellt, steht nun ein nasal applizierbares Glucagon zur Verfügung, das die Anwendung deutlich erleichtert. Empfehlung der Redaktion Laufend aktualisiert Pädiatrische Notfall- und Intensivmedizin – Themenseite Handlungsempfehlungen für den Kindernotfall, Kasuistiken aus der pädiatrischen Intensivmedizin, Aktuelles zu Brandwunden, Ertrinken oder Reanimation: Diese Themenseite bündelt Praxisrelevantes aus der pädiatrischen Notfall- und Intensivmedizin. Die Einmaldosis des Pulvers wird mittels Applikator in ein Nasenloch verabreicht und passiv über die Nasenschleimhaut aufgenommen. Das Pulver muss nicht inhaliert werden und funktioniert auch bei einer verstopften Nase. Wie klinische Studien zeigten, wirkt das nasale Glucagon vergleichbar gut wie eine Glucagon-Injektion. Das neue Präparat ist für Kinder mit Diabetes ab vier Jahren zugelassen. basierend auf: Raile K. Update Diabetes: Therapieneuerungen und Diabetes Digital. Kinder- und Jugendmedizin aktuell – Online-Update 2020, 19.09.2020, virtuell

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