Hintergrund
Mit Blick auf sozioökonomisch benachteiligte Kinder besteht besonders auf der kommunalen und institutionellen (u. a. Kindertageseinrichtung [Kita] und Schule) Ebene ein Desiderat an Studien und Daten, die die Gesundheit im Kindesalter ganzheitlich betrachten und außerdem die Perspektive sozialer Determinanten berücksichtigen.
Ziel der Arbeit
Ziel der Studie war es, die wesentlichen Dimensionen (physisch, psychisch und sozial) der Kindergesundheit aus verschiedenen Perspektiven (objektive physische Testung, Selbsteinschätzung Kinder, Fremdeinschätzung Eltern) in sozioökonomisch benachteiligten Stadtquartieren und ihre Interaktion mit determinierenden Faktoren zu untersuchen.
Methoden
Methodisch wurden die Entwicklung und statistische Prüfung eines Strukturgleichungsmodells (SEM) zu drei Perspektiven auf die Kindergesundheit verfolgt und deren Zusammenhänge mit wesentlichen sozialen Determinanten untersucht. Kinder aus drei Alterskohorten (n = 696) und ihre Eltern (n = 353) nahmen an der Studie teil.
Ergebnisse
Die Ergebnisse des SEM zeigen, dass die erhobenen Gesundheitsparameter die verschiedenen Perspektiven auf Gesundheit gut abbilden und moderat miteinander korrelieren. Die Gefährdungsfaktoren Armutsrisiko und Erwerbstätigkeit der Eltern stehen in einem signifikant negativen Zusammenhang zur Kindergesundheit. Die Sportvereinszugehörigkeit sowie familien- und kindbezogene Ernährungspraxen stehen in signifikant positiver Beziehung zur Kindergesundheit. Zudem besteht ein positiver Zusammenhang zwischen der Teilnahme an bewegungsfördernden Programmen und der physischen Gesundheit.
Schlussfolgerung
Das explorative Modell zeigt, dass unterschiedliche Perspektiven auf die Kindergesundheit abgebildet werden können. Die Ergebnisse müssen in weiteren Studien repliziert und validiert werden. Die identifizierten Kindergesundheitsindikatoren können kostengünstig erhoben werden und eignen sich daher gut für ein niedrigschwelliges kleinräumiges Monitoring. Aus der Perspektive öffentlicher Gesundheit kann ein solches Monitoring gefährdete Kindergruppen und Familien identifizieren und dazu beitragen, maßgeschneiderte Mehr-Komponenten-Ansätze der Gesundheitsförderung und Prävention zu entwickeln.