Mit dem Smartphone zum gestörten Körperbild

Dauer und Zweck der Smartphone-Nutzung sind mit Störungen des Körperbilds junger Leute assoziiert. Das wirkt sich auch auf Versuche aus, das Bild vom eigenen Körper zu korrigieren. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Seit das Smartphone existiert, gibt es die Sorge, der übermäßige Gebrauch der Geräte könnte sich nachteilig auf die Psyche Heranwachsender auswirken. Wie eine aktuelle südkoreanische Studie zeigt, sind die Bedenken wohl nicht völlig aus der Luft gegriffen. Eine Arbeitsgruppe um Sohyeon Kwon von der Korea-Universität in Seoul hat in einer Querschnittstudie mit populationsbasierten Umfragedaten von rund 53.000 südkoreanischen Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren (im Mittel 15 Jahre alt; 50,7% weiblich) zum einen deren Gewohnheiten im Umgang mit dem Smartphone eruiert. Zum anderen lagen Angaben dazu vor, welches Bild vom eigenen Körper die Beteiligten hatten, sowie dazu, ob und wie sie versuchten, Gewicht zu verlieren. Von den Jungen wiesen 19,8% ein gestörtes Körperbild auf, und zwar in dem Sinne, dass sie ihr Körpergewicht überschätzten, sich also einer höheren Gewichtsklasse zuordneten, als es ihrem tatsächlichen Gewicht entsprach. Unter den Mädchen lag dieser Anteil bei 31,6%. In der Befragung vorangegangenen Monat hatten 2,9% der Jungen versucht, mit ungeeigneten Methoden Gewicht zu verlieren – etwa indem sie Mahlzeiten ausließen, nur jeweils ein einziges Nahrungsmittel aßen, sich erbrachen oder Abführmittel benutzten. Auch hier lag der Anteil bei den Mädchen mit 9,4% höher. Riskant: Länger als fünf Stunden täglich am Smartphone Teilnehmer, die das Smartphone für soziales Netzwerken nutzten, kamen im Schnitt auf eine tägliche Nutzungsdauer von 281 Minuten. Wer sich des Gerätes hauptsächlich zu Informationszwecken und zum Lernen bediente, kam im Mittel mit 158 Minuten aus. 29,4% der Mädchen und 18,8% der Jungen hingen allerdings länger als fünf Stunden täglich am Smartphone. Diese Dauer war im Vergleich zu einer Nutzung von bis zu zwei Stunden mit einer signifikant höheren Prävalenz einer Störung des Körperbildes korreliert. Das Verhältnis der Zahl von Jungen mit einer solchen Störung zur Zahl jener ohne eine solche Störung war hier um 17% erhöht (Odds Ratio, OR 1,17). Bei den Mädchen betrug die Erhöhung 20% (OR 1,20). Wer täglich fünf und mehr Stunden mit seinem Smartphone verbrachte, neigte auch deutlich mehr zu unangemessener Gewichtskontrolle (OR 1,54 für Jungen und 2,45 für Mädchen). Ein gestörtes Körperbild ging bei Jungen vor allem mit dem Aufruf von Comic- oder Novelseiten, Spielen, Videos, Filmen und Musik einher. Jungs, die sich hauptsächlich in Chats begaben, Nachrichten oder E-Mails verschickten, wandten sich hingegen eher gesunder Gewichtskontrolle mit muskelstärkender und aerober körperlicher Aktivität zu. Empfehlung der Redaktion Essstörungen – Themenseite Anorexia nervosa, psychogener Appetitverlust, Bulimia nervosa oder Essattacken – Essstörungen sind vielfältig und bedürfen spezieller Therapieverfahren. Hier finden Sie Nachrichten, Übersichten, CME-Kurse und mehr zum Thema. Mädchen, die chatteten oder Nachrichten versandten, versuchten häufiger, Gewicht zu verlieren, und taten dies auch öfter auf ungeeignete Weise. Gleiches galt, wenn das Phone vor allem dazu diente, soziale Netze und Internetforen aufzusuchen. „In dieser Querschnittstudie mit Jugendlichen waren sowohl die Dauer der Smartphone-Nutzung als auch die bevorzugt aufgerufenen Inhalte mit Störungen des Körperbildes und Anläufen zur Gewichtsabnahme verbunden“, schreiben Kwon et al. in ihrer Schlussfolgerung. Sie sehen ihre Befunde als Aufruf, Strategien zu entwickeln, die Heranwachsenden zu einer gesunden Nutzung ihres Smartphones verhelfen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hängt der Gebrauch des Smartphones von Jugendlichen mit deren Bild vom eigenen Körper zusammen? Antwort: Je länger das Smartphone täglich genutzt wird, desto häufiger ist ein gestörtes Körperbild festzustellen. Bedeutung: Es sind Strategien nötig, die Jugendlichen helfen, ein gesundes Nutzerverhalten mit ihrem Smartphone zu entwickeln. Einschränkung: Es handelt sich um eine Querschnittstudie, die den zeitlichen Zusammenhang zwischen Exposition und Ergebnisvariablen ungeklärt lässt.

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