Erschienen in:
01.09.2022 | Kinderzahnheilkunde | Übersichtsarbeiten / Reviews
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Kariesmanagement mit Silberdiaminfluorid - eine Literaturübersicht
Hintergrundinformation und Anwendung im Rahmen der zahnärztlichen Behandlung
verfasst von:
Dr. Stefanie Amend, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Prof. Dr. Dr. Norbert Krämer
Erschienen in:
Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde
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Ausgabe 3/2022
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Zusammenfassung
Silberdiaminfluorid (SDF) ist eine klare, alkalische Lösung, bestehend aus Silber, Fluorid und Ammoniak, und ist in Konzentrationen von bis zu 38 % erhältlich. Die Silberionen besitzen eine antimikrobielle Wirksamkeit, Fluoridionen sind für demineralisationshemmende sowie remineralisationsfördernde Eigenschaften bekannt, und Ammoniak erhöht den lokalen pH-Wert. Neben der ursprünglichen Indikation, nämlich der Verwendung zur Reduktion von Dentinüberempfindlichkeiten, wird SDF zulassungsüberschreitend zur Kariesprävention und -arretierung angewendet. Die Ergebnisse systematischer Übersichtsarbeiten belegen die Wirksamkeit von SDF zur Kariesprävention und -arretierung von Wurzelkaries bei Älteren sowie zur Kariesarretierung von koronaler Milchzahnkaries bei Kindern durch Zusammenfassung der Resultate klinischer Studien. Im Rahmen des Kariesmanagements wird SDF zur Arretierung asymptomatischer, kavitierter, aktiver Dentinkaries verwendet, vorzugsweise bei Patient:innen mit einem erhöhten Kariesrisiko, multiplen kariösen Läsion und/oder in Fällen, in denen andere Therapieoptionen aufgrund von mangelnder Kooperation nicht in Betracht zu ziehen sind. Der hauptsächliche Nachteil der Anwendung von SDF liegt in der irreversiblen dunklen, fast schwarzen Verfärbung der Läsion, worüber Sorgeberechtigte und Patient:innen vorab sorgfältig aufzuklären sind. In der Kinderzahnheilkunde macht die einfache und kostengünstige Anwendung SDF zu einem geeigneten Mittel zum Kariesmanagement bei Kindern, die zum aktuellen Zeitpunkt der Behandlung nicht ausreichend kooperativ für konventionelle Behandlungsmaßnahmen sind. Durch die Kariesarretierung lässt sich nämlich Zeit gewinnen, bis die Kinder älter und zugänglicher für weitere zahnärztliche Therapieoptionen werden.