30.03.2020 | Kindesmissbrauch | Übersicht | Ausgabe 2/2020
Open Access
Stand und Herausforderungen der Aussagepsychologie
- Zeitschrift:
-
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
>
Ausgabe 2/2020
- Autor:
- Prof. Dr. Max Steller
Zusammenfassung
In der jüngeren Vergangenheit ist vermehrt Kritik am Einsatz von Glaubhaftigkeitsbegutachtungen in Verfahren zu Sexualdelikten formuliert worden. Ein Tenor dieser Kritik lautet, dass die wissenschaftlichen Grundlagen der Aussagepsychologie für ihren praktischen Einsatz bei einigen relevanten Fragestellungen für Glaubhaftigkeitsbeurteilungen nicht ausreichend seien. Diese nichtfundierte Kritik stellt keine Herausforderung für die Aussagepsychologie dar, wie der vorliegende Beitrag deutlich macht. Herausforderungen ergeben sich aber aus Gesetzesänderungen in der jüngeren Vergangenheit, wie der Verlängerung von Verjährungsfristen bei sexuellem Kindesmissbrauch oder der Sexualstrafrechtsreform, §177 StGB n.F. Trotz dieser Herausforderungen bringen aussagepsychologische Begutachtungen wissenschaftliche Erkenntnisse in Strafprozesse ein und erfahren in der deutschen Gerichtspraxis eine hohe Akzeptanz. In der Mehrzahl der Fälle leisten Glaubhaftigkeitsbegutachtungen einen Beitrag dazu, dass tatsächlichen Opfern ihr Vorbringen geglaubt wird.