Erschienen in:
03.06.2016 | Pseudarthrosen | Kasuistiken
Seltene Differentialdiagnosen bei Verdacht auf Kindesmisshandlung
verfasst von:
Dr. C. Pickhardt, R. Urban, F. Körber, B. Navarro-Crummenauer
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 11/2016
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Zusammenfassung
Verschiedene (seltene) Knochenerkrankungen können Befunde aufweisen, welche Auffälligkeiten nach Kindesmisshandlung ähneln. Die erste Falldarstellung beschreibt einen 9 Monate alten Säugling mit unklaren, ubiquitären Skelettveränderungen und die zweite ein 1½-jähriges Mädchen mit linearer Fraktur der Tibia und unklaren Veränderungen der Fibula. Aufgrund radiologischer Auffälligkeiten in beiden Fällen erfolgte bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung die Involvierung von Rechtsmedizin und Jugendämtern. Hieraus ergeben sich weitreichende Konsequenzen für die betroffenen Familien mit oftmals strafrechtlicher Verfolgung, Zerrüttung sozialfamiliärer Strukturen sowie enormen psychischen Belastungen für die Betroffenen. Letztlich erfolgte die Diagnosestellung einer Vitamin-D-Mangel-Rachitis sowie einer kongenitalen Tibiapseudarthrose (CTP), dies sind zwei seltene Differentialdiagnosen bei Verdacht auf Kindesmisshandlung. Zur Vermeidung einer Viktimisierung besteht dringender Aufklärungsbedarf über mögliche Differentialdiagnosen bei nicht akzidentellen Verletzungen und die Bedeutung einer interdisziplinären Beurteilung.