Weniger Luftverschmutzung – seltener Asthma bei Kindern

Die Verringerung der Luftverschmutzung im Süden Kaliforniens geht bei Schulkindern offenbar mit einer Abnahme der Asthmainzidenz einher. Einen signifikanten Zusammenhang haben US-Forscher für Stickstoffdioxid und Feinstaub der Größe PM2,5 ermittelt. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Seit den frühen 1990er-Jahren ist in Südkalifornien die Luftqualität immer besser geworden, und zwar seit Inkrafttreten des „Clean Air Act“ 1970. Weil der Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Asthmaentwicklung bei Kindern bisher unklar war, haben Wissenschaftler um die Präventionsmedizinerin Dr. Erika Garcia von der Keck School of Medicine an der University of Southern California in Los Angeles ihn in einer Längsschnittstudie überprüft. Basis dafür war die Southern California Children’s Health Study (CHS), an der inzwischen mehr als 12.000 Schulkinder in Südkalifornien teilnehmen. Eines der bisherigen Ergebnisse der CHS ist, dass Kinder, die an stark befahrenen Straßen leben, ein erhöhtes Risiko für Asthma haben. In der aktuellen Studie von Garcia und ihren Kollegen sollte nun untersucht werden, ob die beobachtete Verringerung der Luftverschmutzung zwischen 1993 und 2014 auch eine Reduktion der Asthmainzidenz bei Schulkindern nach sich zieht. Unter anderem Stickstoffdioxid im Fokus In der Studie mit 4140 Kindern im durchschnittlichen Alter von neun Jahren aus zwölf verschiedenen Regionen konzentrierten sich die Wissenschaftler auf die Schadstoffe Stickstoffdioxid, Ozon und Feinstaub (PM10 und PM2,5), die seit Beginn der Studie CHS 1992 in den berücksichtigten Regionen kontinuierlich gemessen werden. Die Kinder wurden bis zum Alter von 17 oder 18 Jahren verfolgt. Die zu Studienbeginn lungengesunden Kinder wurden jährlich gefragt, ob „ein Arzt ihnen gesagt habe, sie hätten Asthma“. Oder die Eltern oder Betreuer wurden gefragt, ob „ein Arzt bei diesem Kind die Diagnose Asthma“ gestellt habe. Die Kinder wurden in drei Kohorten je nach Follow-up-Zeitraum eingeteilt: 1993–2001 (n = 1093), 1996–2004 (n = 1170) sowie 2006–2014 (n = 1877). Studienendpunkt war die Asthmainzidenz während des Follow-up. Wie Garcia und ihre Kollegen berichten, wurden im Gesamtzeitraum 525 Asthmaneuerkrankungen festgestellt. Aus den ermittelten Daten errechneten die Wissenschaftler, dass der mediane Rückgang der Stickstoffdioxidbelastung um 4,3 ppb (parts per Billion) mit einem um 20% reduzierten Asthmarisiko verbunden war. Die absolute Inzidenz sank damit um 0,83 pro 100 Personenjahre. Das bedeutet eine signifikante Verringerung des Erkrankungsrisikos. Die Reduktion der Feinstaubpartikel PM2,5 betrug median 8,1 µg/m3. In Zusammenhang damit errechneten die Forscher eine Reduktion des Asthmarisikos um 19%, entsprechend einer Abnahme der Asthmainzidenz um 1,53 Erkrankungen pro 100 Personenjahre. Für Ozon und PM10 wurden ebenfalls Reduktionen errechnet, allerdings waren sie nicht signifikant. Auslöser oder doch nur ein Marker? Garcia und ihre Kollegen geben zu bedenken, dass die Ergebnisse ihrer Studie nicht klären können, ob etwa Stickstoffdioxid Asthma auslöst oder nur ein Marker für die Luftverschmutzung im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr ist. Plausibel sei ein kausaler Zusammenhang aber, weil bekannt sei, dass Stickstoffdioxid Entzündungen und eine Hyperreagibilität der Atemwege sowie oxidativen Stress auslöse. In Untersuchungen mit Gesunden habe zudem eine kontrollierte Exposition mit Stickstoffdioxid eine verstärkte neutrophile Entzündungsreaktion in der Lunge hervorgerufen und die Entstehung von Lymphozyten des Th2-Helferzellphänotyps angestoßen. Der Naturwissenschaftler Dr. George D. Thurston von der New York School of Medicine und die Ärztin Mary B. Rice vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston warnen in ihrem Kommentar zur Studie davor zu leugnen, dass Luftverschmutzung der Gesundheit schade (JAMA 2019;321/19:1875–1877). Wissenschaftler und Mediziner müssten die Bedrohung erkennen, die eine solche Leugnung wissenschaftlicher Ergebnisse darstelle, und sich entschieden dagegen aussprechen. Wie diese neue Studie belege, profitierten die Kinder von der sauberen Luft. Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist eine verminderte Luftverschmutzung mit einer reduzierten Asthmainzidenz assoziiert? Antwort: Bei Kindern in Südkalifornien ging zwischen 1993 und 2014 mit Abnahme der Luftverschmutzung durch Stickstoffdioxid und Feinstaubpartikel der Größe PM2,5 eine signifikante Verringerung der Asthmainzidenz einher. Bedeutung: Weniger Luftverschmutzung kann einen Beitrag zur Reduktion der Asthmaerkrankungen bei Kindern liefern. Einschränkung: Kein kausaler Zusammenhang, Asthmadiagnose beruhte auf Befragung.

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