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Erschienen in:

Open Access 12.09.2024 | Klimakterium und Menopause | Journal Club

EMAS-Positionspapier: Schilddrüse und Menopause

verfasst von: Prof. Dr. Petra Stute

Erschienen in: Gynäkologische Endokrinologie | Ausgabe 4/2024

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Redaktion

Deutsche Menopause Gesellschaft e. V.
P. Stute, Bern
K. Schaudig, Hamburg
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Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
Abkürzungen
TSH
„Thyroid-stimulating hormone“
fT3
Freies Trijodthyronin
fT4
Freies Thyroxin
Originalpublikation
Mintziori G et al (2024) EMAS position statement: Thyroid disease and menopause. Maturitas. 2024 Jul;185:107991.
Hintergrund.
Schilddrüsenerkrankungen treten häufig bei Frauen auf, und einige Symptome ähneln denen der Wechseljahre, wie z. B. Zyklusstörungen, Affektstörungen, vermehrtes Schwitzen, Schlafstörungen, Haarprobleme und verminderte Lebensqualität. Aus diesem Grund hat die Europäische Gesellschaft für Menopause und Andropause (EMAS) kürzlich ein Positionspapier publiziert. Im Folgenden werden die für die Praxis wichtigsten Aspekte zusammengefasst.
Zusammenfassung.
1) Prävention
  • Eine chirurgische Menopause, frühe Menarche und späte natürliche Menopause sind mit einem erhöhten Risiko für Schilddrüsenkarzinome verbunden. Frauen mit entsprechender Anamnese wird eine Schilddrüsenuntersuchung auf Knoten empfohlen.
2) Labordiagnostik
  • Eine Biotineinnahme kann zu falschen TSH-, fT3-, fT4- und Gesamt-T4-Werten in Immunoassays führen. Biotinhaltige Präparate sollten daher 2–3 Tage vor der Blutentnahme abgesetzt werden.
  • Schilddrüsenfunktionsstörungen beeinflussen den Lipidstatus. Bei menopausalen Frauen mit Schilddrüsenfunktionsstörung sollte der Lipidstatus überprüft und der Schilddrüsenstatus bei der Dyslipidämiebehandlung berücksichtigt werden.
  • Orale Östrogene beeinflussen bei Frauen mit Hypothyreose die Schilddrüsenfunktion durch Erhöhung des thyroxinbindenden Globulins (TBG). Dies kann eine Anpassung der Levothyroxin(LT4)-Dosis erfordern. Transdermales Östrogen hat keinen Einfluss auf die Schilddrüsenfunktion.
3) Therapieindikation für Thyroxin bei Hypothyreose
  • Eine subklinische Hypothyreose kann die negativen Effekte niedriger Östrogenkonzentrationen verstärken und das kardiovaskuläre Risiko erhöhen.
  • Trotz positiver Effekte von LT4 auf Stoffwechselparameter und die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist die Behandlung nicht mit einem geringeren kardiovaskulären Mortalitätsrisiko verbunden. Im Gegenteil: Eine Überbehandlung kann die Knochendichte und das kardiovaskuläre Risiko beeinträchtigen.
  • Basierend auf den NICE-Leitlinien sollte eine LT4-Behandlung bei subklinischer Hypothyreose mit wiederholtem TSH ≥ 10 mU/l erwogen werden. Ältere Patienten benötigen einen individuellen Ansatz. Eine Anfangsdosis von 25 bis 50 μg LT4/Tag wird für Frauen > 65 Jahre mit kardiovaskulärer Vorgeschichte empfohlen.
  • Einige Ärzt:innen empfehlen eine LT4/Liothyronin(LT3)-Kombinationstherapie für Patienten, die unzureichend auf LT4 ansprechen. Es fehlen jedoch ausreichende Daten zur Anwendung bei Frauen in den Wechseljahren.
4) Hormonersatztherapie (HRT) in den Wechseljahren
  • Eine Metaanalyse von neun Kohortenstudien zeigte keine Assoziation zwischen HRT und dem Schilddrüsenkarzinomrisiko bei postmenopausalen Frauen.
  • Eine HRT beeinflusst nicht die Größe der Schilddrüse und die von Schilddrüsenknoten.
  • Es sind keine Wechselwirkungen zwischen einer HRT und Medikamenten zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen bekannt.
  • Eine HRT ist eine sichere Behandlungsoption für Frauen in den Wechseljahren mit Schilddrüsenerkrankungen.

Kommentar

Unbehandelte Schilddrüsenerkrankungen und Überbehandlungen können in den Wechseljahren negative Folgen wie kardiovaskuläre Risiken und verminderte Knochendichte haben. Das EMAS-Positionspapier bietet wertvolle Hinweise für die Beratung von Frauen in den Wechseljahren mit Schilddrüsenerkrankungen. Eine enge Zusammenarbeit mit der internistischen Endokrinologie ist wünschenswert.

Interessenkonflikt

P. Stute gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen.
Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://​creativecommons.​org/​licenses/​by/​4.​0/​deed.​de.

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Metadaten
Titel
EMAS-Positionspapier: Schilddrüse und Menopause
verfasst von
Prof. Dr. Petra Stute
Publikationsdatum
12.09.2024

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