Kardiovaskuläres Risiko durch vorzeitige Menopause fast verdoppelt

Tritt die Menopause vor dem 45. oder sogar schon vor dem 40. Geburtstag ein, steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Einer Metaanalyse zufolge beschränkt sich der Risikozuwachs im Wesentlichen auf Frauen unter 70 und fällt im Alter unter 60 am stärksten aus. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die natürliche Menopause wird von Frauen in Ländern mit hohem Einkommen im Mittel mit 51 Jahren erreicht. Bei etwa 5% endet der Zyklus aber schon zwischen 40 und 45 Jahren, was als frühe Menopause gilt. Von einer vorzeitigen Menopause, also schon vor dem 40. Lebensjahr, ist ungefähr 1% aller Frauen betroffen. Dass mit sinkendem Lebensalter bei Eintritt der Menopause das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen zunimmt, ist bekannt. Aus einer Metaanalyse geht jetzt hervor, dass mit jedem Lebensjahr weniger das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten um etwa 3% steigt. Bemerkenswert ist vor allem der Zeitpunkt, zu dem sich das Zusatzrisiko bemerkbar macht: fast ausschließlich vor dem 70. und insbesondere vor dem 60. Geburtstag. Fast linearer Zusammenhang In der Metaanalyse wurden individuelle Daten von mehr als 300.000 Frauen ausgewertet. Bei 4,3% war während des Follow-up der primäre Endpunkt einer ersten nichttödlichen kardiovaskulären Erkrankung aufgetreten: 3,1% hatten ein KHK-Ereignis (Herzinfarkt oder Angina pectoris), 1,4% einen Schlaganfall erlitten. Zwischen Menopause und den genannten Ereignissen waren im Mittel zwölf Jahre vergangen. Verglichen mit einem Menopausenalter von 50–51 Jahren war das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung bei vorzeitiger Menopause um 55% und bei früher Menopause um 30% erhöht. Bei einem Menopausenalter von 45–49 Jahren betrug das Zusatzrisiko noch 12%. Ein späterer Eintritt war dagegen mit einem um 12% reduzierten Risiko verbunden. Ähnliche Zahlen ergaben sich bei getrennter Betrachtung von KHK und Schlaganfall. Am größten fiel das zusätzliche kardiovaskuläre Risiko bei den unter 60-Jährigen aus: Es betrug +88% bei vorzeitiger und +40% bei früher Menopause. Risiko besteht auch bei Raucherinnen und unter Hormontherapie Diese Ergebnisse blieben unverändert, wenn die familiäre Vorbelastung mit kardiovaskulären Erkrankungen einbezogen wurde. Auch die Berücksichtigung des Rauchverhaltens führte nicht zu substanziellen Veränderungen; bei (Ex-)Raucherinnen waren vorzeitige und frühe Menopause aber mit einem etwas stärkeren Risikoanstieg gekoppelt als bei Nieraucherinnen. Ob die Frauen eine postmenopausale Hormontherapie angewendet hatten, hatte keine Auswirkung auf den Zusammenhang zwischen Menopausenalter und KHK-Risiko. Das Schlaganfallrisiko war dagegen bei vorzeitiger Menopause noch stärker erhöht als ohne Hormontherapie (+106% vs. + 45%). Vermittelt wird der Zusammenhang vermutlich durch den Wegfall der endogenen Östrogene und ihrer vasoprotektiven Effekte. Auch mit dem Östrogenrückgang einhergehende Veränderungen von kardiovaskulären Risikofaktoren, etwa den Blutfetten, könnten dazu beitragen. Möglich ist aber auch, dass ein ungünstiges kardiovaskuläres Risikoprofil, das schon in jüngeren Jahren besteht, sowohl den Eintritt der Menopause als auch die Manifestation von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beschleunigt. "Window of opportunity" Zur Senkung des kardiovaskulären Risikos rät das internationale Studienteam um Dongshan Zhu (Universität Brisbane) zu Maßnahmen, die einer frühen Menopause entgegenwirken, insbesondere Nichtrauchen und Bewahren von Normalgewicht. Außerdem empfehlen sie, nach dem Menopausenalter zu fragen. Bei frühem Eintritt habe man dann noch ein „window of opportunity“, um andere kardiovaskuläre Risikofaktoren zu kontrollieren und damit die Prognose zu verbessern. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirkt sich das Alter bei Eintritt der Menopause auf das Herz-Kreislauf-Risiko aus? Antwort: Bei vorzeitiger Menopause (< 40 Jahre) ist das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen um mehr als 50%, bei früher Menopause um 30% erhöht (40–44 Jahre). Der höchste Risikozuwachs zeigt sich vor dem 60. Lebensjahr, mit einem Plus von etwa 90% bei vorzeitiger Menopause. Bedeutung: Das mit einer frühzeitigen Menopause assoziierte Herz-Kreislauf-Risiko macht sich bereits in relativ jungen Jahren bemerkbar. Einschränkung: Kardiovaskuläre Ereignisse zum Teil nur von Patientinnen erfragt; keine Informationen zu Lipidwerten.

Springer Medizin

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