Es gibt ein Sexualleben nach der Menopause

Vulvovaginale Beschwerden verleiden vielen Frauen nach der Menopause die Freude am Sex. Gegen die Symptome vulvärer und vaginaler Atrophie werden eine Reihe von Mitteln empfohlen. Doch halten sie auch, was sie versprechen? Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Folgt man den Daten aus der einschlägigen Literatur, leiden bis zu 80% der Frauen nach der Menopause an vaginaler Trockenheit. Und mehr als 70% der geben an, ihre sexuelle Zufriedenheit sei durch die Symptome beeinträchtigt, die von der vulvovaginalen Atrophie verursacht werden. Die Gynäkologin Catherine Mitchell von der Harvard Medical School in Boston hat zusammen mit Kollegen getestet, wie verschiedene Maßnahmen gegen die trockene Scheide das Sexualleben von Frauen nach der Menopause beeinflussen. 302 Frauen mit urogenitalen Beschwerden nahmen an der Studie teil. Aktiv behandelt wurde mit Vaginaltabletten, die schwach dosiertes Estradiol (10 µg) enthielten, und Feuchtigkeitsgelen mit Polycarbophil, einem Polymer, das die Anhaftung an der Scheidenwand verbessern soll. Beide wurden gegen Placebos getestet, die aus einer wirkstofffreien Tablette bzw. einem Gel bestanden, das lediglich das viskositätsfördernde Bindemittel Hydroxyethylcellulose enthielt. Drei Regime wurden verglichen: Verumtablette plus Placebogel (102 Patientinnen), Placebotablette plus Verumgel (100) und Placebotablette plus Placebogel (100). Nach Ablauf von zwölf Wochen gaben ähnlich viele Frauen in den Verumgruppen wie in der Placebogruppe an, in der vorangegangenen Woche sexuell aktiv gewesen zu sein. Die Anteile lagen zwischen 35% und 50%, ohne dass die Differenzen statistisch signifikant ausgefallen wären. Bezogen auf den vorangegangenen Monat lagen die Quoten bei rund 80%. Allerdings unterschieden sich die Raten nicht wesentlich von jenen zu Beginn der Studie, auch war der Verkehr nicht weniger schmerzhaft. Post-hoc-Analyse von Studiendaten Die Ergebnisse zum Einfluss von Methoden zur Vaginalbefeuchtung auf das Sexualleben von Frauen nach der Menopause haben Mitchell et al. anhand einer Post-hoc-Analyse von Daten gewonnen, die aus einer im vergangenen Jahr publizierten Studie stammten (Mitchell CM et al. JAMA Intern Med. 2018;178:681–690). Hier hatte der Fokus auf dem Genitourinary Syndrome of Menopause (GSM), dem vulvovaginalen Menopausensyndrom gelegen. Die GSM-Beschwerden besserten sich unter sämtlichen Therapieregimen signifikant. Zu Beginn der Studie waren die Patientinnen noch mäßig bis schwer von GSM geplagt gewesen, wobei schon damals Schmerzen bei der Penetration und Trockenheit der Scheide im Vordergrund gestanden hatten. Zwölf Wochen später waren noch maximal leichte Beschwerden vorhanden, sofern sie nicht völlig verschwunden waren. Interessant war, dass die Placebos nicht schlechter wirkten als die Verumpräparate. Mitchell und Kollegen hatten deshalb vorgeschlagen, sich bei der Verordnung von Substanzen gegen GSM nach den Präferenzen der Frauen zu richten. Empfehlung der Redaktion Klimakterium und Menopause – Themenseite Mit dem Einsetzen der Wechseljahre erleben ca. 70% der Frauen vasomotorische, psychische und somatische Beschwerden. Gleichzeitig nehmen nach der Menopause Erkrankungen wie Osteoporose und Herzinfarkte zu. Diese Themenseite informiert zu Symptomen, Hormonersatztherapie und alternativen Verfahren. Das Wichtigste in Kürze Frage: Lässt sich mit Maßnahmen gegen vulvovaginale Beschwerden das Sexualleben von Frauen nach der Menopause verbessern? Antwort: Weder Estradioltabletten noch Moisturizer wirken besser gegen eine trockene Scheide als ein Hydroxyethylcellulose-Gel. Bedeutung: Die vulvovaginalen Beschwerden nach der Menopause lassen sich durchaus abschwächen, und zwar schon mit recht einfachen Mitteln. Einschränkung: Den Resultaten liegt eine Post-hoc-Analyse mit Blick auf einen Endpunkt zugrunde, der für die ursprüngliche Studie nicht spezifiziert war.

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Es gibt ein Sexualleben nach der Menopause

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Gynäkologie und Geburtshilfe

Hochrisiko-Eingriffe für postoperative Übelkeit

Adjuvante Brustkrebstherapie: Doppelt hält besser

Manche Gestagene können das Risiko für Meningeome erhöhen

Stillende Frauen haben geringeres kardiovaskuläres Risiko

Update Gynäkologie