Warum Green Hospitals bei Medizinstudierenden beliebt sind

Bei der Wahl der Klinik für Famulaturen, das PJ oder den Berufseinstieg achten Medizinstudierende immer stärker auf Nachhaltigkeit. Warum das Thema ihnen so wichtig ist, erläutert Jonas Cittadino von der Bundesvertretung bvmd im Interview. Herr Cittadino, wie wichtig ist Medizinstudierenden Nachhaltigkeit, wenn sie sich einen Arbeitsplatz suchen? Diese Frage hätte ich während der Arbeit am Positionspapier „One Health und globale Gesundheitskonzepte“ anders beantwortet. Damals stand ich vor allem im Kontakt mit Studierenden der AG Public Health von der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) – also Studierende, die sich für Klimawandel und Green Hospitals, Krankenhäuser mit reduziertem Umwelteinfluss, interessieren. Sie wählen ihre zukünftigen Krankenhäuser – sei es für die Famulaturen, das PJ oder den Berufseinstieg – dementsprechend sensibilisiert aus. Aber ich war unsicher, ob andere Medizinstudierende, die sich da nicht engagieren, das auch so sehen. Nachdem wir unser Positionspapier veröffentlicht haben, habe ich mit mehr Kommilitonen und Kommilitoninnen gesprochen, die nicht aktiv in der AG waren. Mich hat überrascht, dass viele gar nichts von Green Hospitals wussten. Wenn wir ihnen das Konzept dann erklärt haben, waren die meisten begeistert – so sehr, dass ich sagen würde: Die Medizinstudierenden sind bereit, nachhaltige Krankenhäuser zu bevorzugen, insofern das Konzept und die anderen Arbeitsbedingungen auch stimmen. Woran liegt es, dass dieses Thema so vielen Medizinstudierenden auf den Nägeln brennt? Vielen fallen die Möglichkeiten im Krankenhaus auf, etwas zu verändern. Medizinstudierende ab dem klinischen Abschnitt des Studiums begreifen ja schnell, was zum Beispiel hinsichtlich der Mülltrennung oder der Verpflegung im Krankenhaus gilt. Manche haben auch vorher schon Erfahrungen im Krankenhaus gesammelt. Selbst etwas zu verändern, ist da schwierig. Manche Studierende haben berichtet, dass sie in Kliniken konkrete Vorschläge gemacht haben, aber auf taube Ohren gestoßen sind. Deswegen sind Kliniken beliebt, die sich bereits bemühen, nachhaltig zu arbeiten. Wir haben das Thema auch in unser Positionspapier aufgenommen, weil es so wichtig ist für diejenigen, die sich jetzt entscheiden, wo sie arbeiten, ihre Famulatur oder ihr PJ machen wollen. Die Studierenden wollen nämlich wissen: Was sind Best-Practice-Beispiele? Was kann ich davon mitnehmen und wie kann man das vielleicht in andere Kliniken übertragen? Deswegen interessieren sie sich für solche Krankenhäuser mit Aushängeschildern. Und wie könnten grüne Krankenhäuser ihren Vorteil bei der Nachwuchssuche besser nutzen? Es gibt ja schon ein paar Krankenhäuser, die als Green Hospital oder mit einem anderen Klima-Siegel ausgezeichnet sind. Sie werben aber im Moment noch nicht richtig für sich. Das könnte man ändern. Viele Medizinstudierende suchen sich zum Beispiel ihre nächste Famulatur, ihr PJ über Portale aus, auf denen sich die Krankenhäuser präsentieren könnten. Das ist das KLIK-Green-Projekt Am Projekt KLIK-Green haben sich 250 (Reha-)Kliniken beteiligt, die in einer interaktiven Karte einsehbar sind. 1600 Klimaschutzmaßnahmen haben sie gemeinsam umgesetzt. Ziel des Projekts war es, von Mai 2019 bis April 2022 mindestens 100.000 Tonnen CO2-Äquivalente zu vermeiden. Die Maßnahmen dazu sind in einer Datenbank auf der Homepage von KLIK-Green aufgeführt. Ab 27. September startet eine Veranstaltungsreihe. Worauf achten Medizinstudierende denn konkret? Vegetarische oder vegane Menülinien sind für viele Studierende ein Muss. Sie sehen darin eine bestimmte Einstellung zu dem Thema Nachhaltigkeit und Klima – und wenn die nicht passt, dann gehen sie da nicht hin. Das haben mir viele Studierende in der Vorbereitung auf dieses Gespräch gesagt. Ansonsten sind auch Fahrradstellplätze oder sogar Zuschüsse zum Fahrradkauf sehr beliebt. Auch das zeigt eben die Bereitschaft, auf die jungen Menschen einzugehen und etwas zu ändern. Allerdings muss das Konzept im Ganzen stimmen – nur zum Beispiel Fahrradstellplätze anzubieten und ansonsten nichts in Richtung Nachhaltigkeit zu unternehmen, reicht nicht. Wie wichtig ist Nachhaltigkeit auch für künftige Studierendengenerationen, wenn es darum geht, den Arbeitsplatz auszusuchen? Das Thema ist sehr wichtig für die jüngere Generation: Ich arbeite zum Beispiel in der AG Wissenshunger von der bvmd mit. Da gehen wir zusammen mit Studierenden aus vorklinischen Semestern in Schulen und informieren die Schüler:innen über gesunde Ernährung. Die Aufmerksamkeit bei ihnen für den Klimawandel und ihre Motivation sind noch viel stärker ausgeprägt. Ich habe wirklich das starke Gefühl, dass das Thema in wenigen Jahren entscheidend für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sein wird, um junge Menschen an einen Arbeitsort zu locken. Quelle: Ärzte Zeitung

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