Erschienen in:
04.08.2017 | Autopsie | Schwerpunkt: Klinische Obduktionen
Klinische Obduktionen aus medizinethischer Sicht
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. Dr. D. Groß, S. Wilhelmy, M.A.
Erschienen in:
Die Pathologie
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Ausgabe 5/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Sektionsquoten in Deutschland sind anhaltend niedrig. Als Erklärungsansatz werden u. a. (ethische) Vorbehalte der Bevölkerung gegenüber der Obduktion geltend gemacht.
Fragestellung
Normative Bewertung der klinischen Obduktion, Herausarbeitung ethisch relevanter Argumentationen für und gegen die Sektion, Überprüfung der vermuteten Vorbehalte der Bevölkerung.
Material und Methoden
Reanalyse der Fachliteratur, Review qualitativer und quantitativer Studien zum Themenfeld, Diskussion der nachweislichen ethischen Argumentationsfiguren.
Ergebnisse
Historische Fehlentwicklungen (Rekrutierungspraxis, Volksglaube, religiöse Vorbehalte) standen der Akzeptanz klinischer Obduktionen lange Zeit entgegen. Die gegenwärtige Diskussion über die klinische Obduktion ist vielfach ethisch akzentuiert: Während die Sektionskritiker vorrangig individualethisch argumentieren, führen die Sektionsbefürworter vorrangig sozialethische Aspekte an. Allerdings belegen quantitative Untersuchungen, dass das Gros der Bevölkerung heutzutage keine (ethischen) Bedenken gegen die Sektion hegt.
Schlussfolgerungen
Die Gründe für die anhaltend niedrige Sektionsquote sind in erster Linie struktureller und motivationaler Natur, wenngleich einzelne dieser Aspekte durchaus normative Implikationen bergen.