Erschienen in:
01.03.2015 | Originalien
Klinische Symptome der metamizolinduzierten Agranulozytose in der HNO
verfasst von:
Dr. T. Send, M.D., S. Westermann, K.W.G. Eichhorn, M. Jakob
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 3/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Trotz einer international kontroversen Diskussion über die Anwendung von Metamizol als Standardanalgetikum steigen die Verordnungszahlen in Deutschland in den letzten Jahren stetig an. Dabei kann das seltene schwere Krankheitsbild der Agranulozytose unter der Metamizoleinnahme auftreten.
Material und Methoden
Im Zeitraum zwischen Januar 2009 und Januar 2014 wurden 5 Patienten mit einer metamizolinduzierten Agranulozytose im interdisziplinären Notfallzentrum (INZ) des Universitätsklinikums Bonn (UKB) vorstellig und aufgrund führender Symptome im HNO-Bereich unserer Fachklinik vorgestellt. Retrospektiv wurden die Metamizolmedikation, allgemeine Patientendaten, Vorerkrankungen, Krankheitsverläufe und die Therapie erfasst und ausgewertet.
Ergebnisse
Die Patienten (n = 5, Durchschnitt: 30 Jahre) hatten im Rahmen unterschiedlicher Behandlungen – Operationen nach Traumata (n = 2), elektive orthopädische Operationen (n = 2), Behandlung einer Tonsillitis (n = 1) über mehrere Tage bis Wochen (4–28 Tage, Durchschnitt: 16,8 Tage) – regelmäßig ambulant Metamizol eingenommen. Die eingenommene orale Tagesdosis lag zwischen 625 und 2000 mg/Tag (Durchschnitt: 1500 mg/Tag). Die Patienten mussten in der Folge mit klinischen Symptomen einer Agranulozytose (u. a. Tonsillitis mit ausgeprägter Odynophagie und deutlich reduziertem Allgemeinzustand) interdisziplinär therapiert werden. Alle Patienten wurden stationär auf einer Wach-/Intermediate-Care(IMC)- oder Intensivstation (ITS) überwacht (3–14 Tage, Durchschnitt: 10 Tage). Todesfälle zeigten sich keine.
Diskussion
Aus den genannten Verläufen ergibt sich, dass der behandelnde HNO-Arzt bei der Anwendung von Metamizol als Standardanalgetikum auf klinische Symptome einer Agranulozytose achten und dem Patienten mögliche Nebenwirkungen erläutern muss. Eine strenge Indikationsstellung, regelmäßige Blutbildkontrollen bei Dauermedikation und die Ausschöpfung alternativer Analgetika (z. B. NSAR) sind zu empfehlen.