Erschienen in:
03.06.2020 | Knie-TEP | Leitthema
Adjustiertes mechanisches Alignment: Operative Technik – Tipps und Tricks
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 7/2020
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Zusammenfassung
Einleitung
Das mechanische Alignment (MA) ist ein standardisiertes Vorgehen mit dem Ziel einer neutral ausgerichteten Beinachse. Eine sich näher an die Patientenanatomie orientierende Ausrichtung der Prothese kann ein Ansatz für bessere klinische Outcomes sein. Die hier vorgestellte Operationstechnik des adjustierten mechanischen Alignments (aMA) ist eine modifizierte Extension-Gap-First-Technik, die die natürliche ligamentäre Spannung des Kniegelenks berücksichtigt, sodass ligamentäre Releases weitestgehend vermieden werden können.
Indikation
Das aMA kann bei primären und sekundären Varusgonarthrosen von bis zu 20° angewendet werden.
Operationstechnik
Ziel der Operation ist eine ausgeglichene Bandspannung, die nicht über Bandreleases, sondern über eine femorale knöcherne Korrektur erreicht wird. TEA und Sulkuslinie werden zur Kontrolle der ligamentbasierten Femurrotation markiert. Für eine reliable Bandspannung werden die Osteophyten entfernt. Ein quantitativer Bandspanner wird unter größter Sorgfalt aufgespannt, Spaltweite sowie mediale und laterale Bandspannung werden abgelesen. Um eine Streckspaltasymmetrie zu korrigieren, wird, statt des typisch durchgeführten medialen Weichteilreleases, die Asymmetrie durch einen speziellen femoralen Schnittblock knöchern ausgeglichen. Nun wird der Beugespalt beurteilt, wobei die transversale femorale Rotation der Weichteilspannung folgt. Der Spanner stellt einen rechteckigen Beugespalt bei ausgeglichener Bandspannung ein. Nach finaler Ausbalancierung des Spalts wird die Femurpräparation vollendet und die Probekomponenten werden eingesetzt. Hierbei wird die Rotation der Tibiakomponente durch Einlaufen festgelegt.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die vorgestellte Technik kombiniert eine Measured-Resection-Technik mit der individuellen Bandspannung. Dabei beträgt die maximale Abweichung der femoralen Ausrichtung in der Koronarebene von der Neutralausrichtung 2,5°. Um Probleme zu vermeiden, empfiehlt es sich, eine sich an der Patientenanatomie orientierende Komponentenausrichtung über eine Anpassung der Femurkomponente zu erzielen. Die Measured-Resection-Technik birgt die Gefahr der Flexionsinstabilität. Durch die Gap-Balancing-Technik kann, präzise proximale Tibiaschnitte vorausgesetzt, eine symmetrische Bandspannung erreicht werden. Beim Ausrichten der Femurkomponentenrotation sollte auf Beugespaltstabilität und Patellatracking geachtet werden. Langzeitstudien hoher Fallzahl sind nötig, um die guten kurzfristigen Ergebnisse der vorgestellten Operationstechnik zu evaluieren.