Erschienen in:
29.07.2020 | Endoprothetik | Das besondere Instrument
Einsatz eines neuen modularen revisionsendoprothetischen Systems zur Kniegelenksrekonstruktion
verfasst von:
Dr. H. Kohlhof, MHBA, A. Petershofer, T. Randau, S. Gravius, K. Trieb, C. D. Wirtz
Erschienen in:
Operative Orthopädie und Traumatologie
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Ausgabe 4/2020
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Zusammenfassung
Operationsziel
Verwendung von modularen achsgeführten Revisionsimplantaten zur Wiederherstellung einer stabilen Kniegelenkkinematik in der Revisionsendoprothetik.
Indikationen
Revisionsimplantat bei Knochendefekten <AORI(Anderson Orthopaedic Research Institute)-III-Defekten, Primärimplantation bei höhergradiger mediolateraler Instabilität (>Grad I) oder multidirektionaler Instabilität.
Kontraindikationen
Persistierender Gelenkinfekt, genereller Infekt (Pneumonie, Harnwegsinfekt [HWI]), fehlende/nicht ausreichende Knochenverankerungsmöglichkeit femoral und tibial (AORI >IIb), destruierter, nichtrekonstruierbarer Streckapparat.
Operationstechnik
Standardzugang über bestehende Hautnarbe, Arthrotomie, Entfernung Zementspacer, wenn notwendig, und Entnahme multipler Gewebeproben; Präparation Femur first. Beginn mit Reibahlen aufsteigender Durchmesser bis zum kortikalen Kontakt. Anschließend wird ein Referenzschaft mit einer Gelenklinienplatte so verankert, dass die Gelenklinie an der gewünschten Position zu liegen kommt. Referenzierung der Rotation und Gelenklinienhöhe mit dementsprechender Entscheidung zur Verwendung von Augmenten. Femorale Osteotomie nach Ausrichtung des Schnittblockes 5‑in‑1. Nach Entfernung der osteotomierten femoralen Flächen erfolgen die Boxpräparation und anschließend die Probeimplantation. Tibiale Schaftpräparation analog der femoralen Präparation. Anschließend erfolgt die Verankerung des Referenzschaftes mit der tibialen Gelenklinienplatte entsprechend der gewünschten Position. Montage der tibialen Sägeführung und Kontrolle der Resektate; ggf. mit der Notwendigkeit zur Verwendung von Augmentaten. Durchführung der Osteotomie und Entfernen der Resektate. Finale Präparation der tibialen Fläche und Einschlagen der Probeprothese. Durchbewegen des Gelenkes; bei klinisch und röntgenradiologisch regelhaftem Befund und Stellung Entfernung der Probeimplantate und Implantation der definitiven Prothese.
Weiterbehandlung
Vollbelastung; regelmäßige Wundkontrolle und steriler Wundverband; Einschränkung des Flexionsgrades nur bei geschwächtem Streckapparat.
Ergebnisse
Im Zeitraum von 03/2011 bis 05/2018 wurden an den Kliniken der Autoren insgesamt 48 Patienten mit einem modularen Knierevisionssystem (Typ BPK‑S, Fa. Brehm, Weisendorf, Deutschland) versorgt. In 30 Fällen erfolgte die Implantation eine „Rotating-hinge“, in 18 Fällen eine „semiconstrained“ Variante. Das mittlere Follow-up lag bei 24 Monaten. Indikationen: konsolidierte Infektion nach Prothesenausbau im zweizeitigen Intervall (n = 22), aseptische Lockerung (n = 11), Instabilität (n = 11), periprothetische Fraktur (n = 3), Zementallergie (n = 1); 80 % der Patienten zeigten gute klinische und radiologische Ergebnisse. Insgesamt wurden 11 Re-Revisionen durchgeführt (5 aseptische Ursachen [jeweils 1 Luxation, periprothetische Fraktur, symptomatische Retropatellararthrose, Schmerzen und Zementallergie], 6 periprothetische Infekte [davon 4 Re-Infekte]). Alle Patienten wurden mit einem zweizeitigen Komplettwechsel behandelt, wobei in 2 Fällen schließlich eine Arthrodese durchgeführt werden musste. Die Überlebensrate im 2‑Jahres-Follow-up betrug 77 %.