Erschienen in:
05.09.2019 | Konservative Therapie | Leitthema
Die kindliche vordere Kreuzbandruptur
Systematisches Review zu klinischen Ergebnissen und Komplikationen im Vergleich von konservativer und operativer Therapie
verfasst von:
Dr. med. Amelie Stöhr, Dr. med. Theresa Diermeier, Dr. med. Alexander Barié
Erschienen in:
Knie Journal
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Ausgabe 2/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Es gibt keine klaren Therapieempfehlungen für Patienten mit offenen Wachstumsfugen und vorderer Kreuzbandruptur (VKB-Ruptur).
Fragestellung
Ziel des vorliegenden systematischen Reviews war es, die operative und konservative Behandlung im Hinblick auf ein objektives klinisches Ergebnis und Komplikationen bei Kindern mit intraligamentären VKB-Rupturen zu vergleichen.
Material und Methoden
Eine umfassende Literaturrecherche wurde aus den Datenbanken Pubmed, Medline und Cochrane durchgeführt. Eingeschlossen wurden Artikel in englischer Sprache im Veröffentlichungszeitraum 1/2000 bis 11/2017 mit einer Nachbeobachtungszeit von mindestens 24 Monaten, mit mindestens 10 eingeschlossenen Patienten pro Studie, Patienten im Alter von 14 Jahren oder jünger, mit offenen Wachstumsfugen oder Tanner-Stadium <III.
Ergebnisse
Die Einschlusskriterien wurden von 20 Artikeln erfüllt. Die Ergebnisse nach VKB-Rekonstruktion stellten 16 Studien (n = 411) und die nach rein konservativer Behandlung 2 Studien (n = 86) dar; 2 Studien verglichen die VKB-Rekonstruktion (n = 22) mit der konservativen Behandlung (n = 32). Insgesamt 41,8 % der Patienten zeigten bereits initial Meniskusrisse und 1,5 % chondrale oder osteochondrale Defekte. Die mittlere Crossover-Rate nach primär konservativer Behandlung betrug 29,6 %. Die operative VKB-Rekonstruktion führte zu signifikant besseren objektiven Ergebnissen, wobei kein Unterschied zwischen den verwendeten Operationstechniken erkennbar war. Im Hinblick auf Komplikationen wie Reruptur und postoperative Wachstumsstörungen konnte kein signifikanter Unterschied zwischen transepiphysären und epiphysenfugenschonenden Techniken festgestellt werden.
Schlussfolgerung
VKB-Rupturen bei Kindern weisen häufig Meniskus- und Knorpelverletzungen auf und sind eine Indikation zur operativen Rekonstruktion. Eine konservative Behandlung ist eine alternative Option, aber die hohe Konversionsrate von bis zu 50 % muss vorher diskutiert werden. Darüber hinaus sind eine anhaltende Instabilität oder wiederkehrende Episoden von „Giving-Way“-Phänomenen relevante Risikofaktoren für Sekundärverletzungen und somit eine Indikation zur operativen Rekonstruktion.