Die septische Arthritis ist eine seltene, ernst zu nehmende Erkrankung, bei der es zu einem Erregerbefall von einem oder mehreren Gelenken kommt. Ursächlich können Bakterien wie im hier beschriebenen Fall ohne ursprünglich traumatische Eröffnung eines Gelenkes, über hämatogene Streuung oder Ausbreitung per continuitatem in die Gelenkregion gelangen [
5].
Staphylococcus aureus stellt sich hierbei als häufigster Erreger dar (Tab.
1; [
10]). Gerade Patienten mit im Rahmen einer HIV-Infektion bestehender Immunsuppression haben eine erhöhte Inzidenz einer septischen Arthritis. Das klinische Bild zeigt typischerweise eine Schwellung, Rötung und Überwärmung der betroffenen Gelenke. Dies kann mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einhergehen. Häufig entwickeln die Patienten Fieber [
4]. Als typischer Manifestationsort der Infektion stellt sich wie bei dem beschriebenen Patienten das Kniegelenk heraus. Zur Diagnostik der septischen Arthritis sollten neben einer gezielten Anamnese und ausführlicher körperlicher Untersuchung die Abnahme von mindestens 2 Blutkulturen sowie eine Punktion des betroffenen Gelenks mit Gewinnung von Gelenkflüssigkeit erfolgen. Diese sollten umgehend der Bestimmung der Zellzahl sowie der Gram-Färbung und ggf. indizierter mikrobiologischer Diagnostik zugeführt werden. Laborparameter wie BSG, CRP und Leukozyten haben nur eine bedingte diagnostische Relevanz, sollten jedoch zur Verlaufskontrolle herangezogen werden [
5]. Weiterhin ist eine radiologische Bildgebung in 2 Ebenen von den betroffenen Gelenken durchzuführen, um Zeichen einer inflammatorischen Gelenkveränderung wie erosive oder osteolytische Vorgänge zu erfassen. Als schnell verfügbare erweiternd bildgebende Maßnahme kann mittels Gelenksonographie der betroffenen Gelenke eine zusätzliche Aussage über das Vorliegen einer Synovitis erfolgen [
7]. Nach Sicherung der Diagnose muss unverzüglich mit der Einleitung einer empirischen antibiotischen Therapie begonnen werden. In der aktuellen S1-Leitlinie werden Gruppe-2-Cephalosporine empfohlen [
2]. Unter Berücksichtigung der individuellen Krankengeschichte wurde in diesem Fall wegen Penicillin-Allergie eine Therapie mit Vancomycin und Fosfomycin i.v. gewählt. Initial sollte eine intravenöse Gabe des Antibiotikums stattfinden, um einen ausreichenden Wirkspiegel im Gelenk zu erzielen [
8]. Die Therapie sollte ggf. auf den mikrobiologischen Befund mit Resistenztestung angepasst werden. Neben der antibiotischen Therapie sollte eine chirurgische Intervention zur Reduktion der Keimzahl erfolgen. Grundsätzlich mögliche Verfahren sind eine Punktion mit Einlage von Drainagesystemen, die Spülung durch Arthroskopie oder eine offene Dekompression mittels Arthrotomie [
7]. Aufgrund mangelnder Compliance des Patienten erfolgte ein später chirurgischer Eingriff, wodurch eine deutliche Verschlechterung der Symptomatik auftrat. Grundsätzlich sollten eine ausreichende Analgesie und frühfunktionelle Bewegungstherapie durch Physiotherapeuten erfolgen [
5].
Tab. 1
Häufige Erreger einer septischen Arthritis und Spondylodiszitis
Staphylococcus aureus (56 %) | Staphylococcus aureus (20–84 %) |
Streptokokken (16 %) | Gramnegative Erreger (7–33 %) |
Gramnegative Erreger (15 %) | Enterokokken und Streptokokken (5–20 %) |
Andere (12 %) | Koagulase-negative Staphylokokken (5–16 %) |
Die in diesem Fall begleitende Spondylodiszitis beschreibt die infektionsbedingte Entzündung der Bandscheiben und angrenzender Wirbelkörper. In Europa stellt auch hier
Staphylococcus aureus, gefolgt von
E. coli [
5], den häufigsten Erreger dar (Tab.
1; [
5]). Häufigster Infektionsmechanismus ist hierbei die hämatogene Streuung [
5], in diesem Fall wahrscheinlich ausgehend von der zuvor beschriebenen septischen Arthritis. Immunsuppression z. B. durch eine HIV-Infektion, intravenöser Drogenkonsum und Alkoholabusus führen zu einem erhöhten Risiko, das Krankheitsbild zu entwickeln [
3]. Wie im Fallbeispiel manifestiert sich die Spondylodiszitis meistens durch unspezifische Rückenschmerzen im betroffenen Bereich. Fieber und eine Reduktion des Allgemeinbefindens können als begleitendes Symptom der Infektion auftreten. Werden durch die Infektion die Wirbelkörper oder benachbarte Strukturen destruiert, können entsprechende Symptome auftreten. Gefürchtete Komplikationen stellen paravertebrale Abszesse und – wie im Fallbeispiel geschildert – neurologische Ausfallerscheinungen dar [
5]. Eine rasche Erregeridentifikation mittels Blutkultur oder CT-gesteuerter Punktion [
6] und die Bestimmung von Laborparametern als Verlaufsparameter des Entzündungsgeschehens [
5] werden analog zur septischen Arthritis empfohlen. Unklare Symptome der Wirbelsäule sollten initial mittels Röntgenbildes des entsprechenden Wirbelsäulenabschnitts abgeklärt werden. Als diagnostisches Verfahren stellt – wie in Abb.
2 zu sehen – die kontrastmittelgestützte MRT den Goldstandard dar. Bei bestehenden Kontraindikationen zur MRT kann eine CT als alternatives diagnostisches Verfahren eingesetzt werden [
5]. Schmerzlinderung, Funktionserhalt und -wiederherstellung des betroffenen Segments sowie Beseitigung der bakteriellen Infektion stellen Hauptziele der Therapie einer Spondylodiszitis dar. Bei Patienten ohne neurologische Defizite und mit stabilen hämodynamischen Bedingungen sollte eine empirische Antibiose erst nach Identifikation des Erregers erfolgen [
1]. Eine initiale Therapie sollte zur ausreichenden Bioverfügbarkeit intravenös erfolgen. Anschließend kann auf orale Antibiotika mit guter Bioverfügbarkeit und Gewebegängigkeit umgestellt werden. In diesem Fall wurde Levofloxacin 500 mg 1‑0‑1 gewählt. Durch das Auftreten einer Komplikation mit neurologischem Defizit, Sepsis und intraspinalem Empyem bei Versagen der konservativen Therapie wurde leitliniengerecht eine chirurgische Intervention mit Beseitigung des Infektfokus und Stabilisierung des Wirbelsäulensegments angestrebt [
5].