Diabetiker schon mit 45 zur Darmkrebs-Vorsorge?

Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs. Bei ihnen könnte es daher sinnvoll sein, früher mit dem Darmkrebs-Screening zu beginnen. Wie viel früher, das wurde nun erstmals auf Bevölkerungsebene untersucht. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Weltweit erkranken immer mehr Menschen an Darmkrebs, bevor sie das Eintrittsalter für ein Screening-Programm erreicht haben. Mit bekannten Risikofaktoren wie einer positiven Familienanamnese, chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder bestimmten Genveränderungen lässt sich dieser Anstieg nicht ausreichend erklären. Eine weitere Ursache wird in der Zunahme von Diabetes bei jungen Menschen vermutet, die Erkrankung ist Studien zufolge mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko verknüpft. Dass Diabetiker tatsächlich Kandidaten für einen früheren Beginn der Darmkrebsvorsorge sind, zeigt nun eine Studie auf der Basis von schwedischen Bevölkerungsdaten. Danach wird das Risiko eines durchschnittlichen 50-Jährigen, je nach Geschlecht und familiärer Vorbelastung, schon 4–18 Jahre früher erreicht, berichten internationale Forscher, angeführt von Uzair Ali Khan vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Evidenz für risikoadaptierten Screening-Beginn Für die Studie wurden Registerdaten von mehr als 12,6 Millionen Schweden ausgewertet. Von ihnen hatten rund 162.000 ein kolorektales Karzinom (CRC) entwickelt, 559.000 waren an Diabetes erkrankt, bei 101.000 von ihnen war die Diagnose vor dem 50. Lebensjahr gestellt worden. In der Gesamtkohorte betrug im Alter von 50 Jahren, dem Screening-Eintrittsalter in Deutschland und vielen anderen Ländern, das 10-Jahres-Risiko für ein CRC bei Männern 0,44% und bei Frauen 0,41%. Dasselbe Risikoniveau wurde, sofern keine familiäre Vorbelastung bestand, von Männern mit Diabetes schon im Alter von 45 Jahren und von Frauen mit Diabetes im Alter von 46 Jahren erreicht. Kam bei den Diabetikern noch eine positive Familienanamnese hinzu, hatten sie ein entsprechend hohes Risiko sogar schon im Alter von 32 (Männer) bzw. von 38 Jahren (Frauen). Der Ausschluss von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen führte nicht zu nennenswerten Änderungen. Wie Ali Khan et al. betonen, ist die Studie die bisher größte und belastbarste zum CRC-Risiko von Diabetikern. „Die Daten liefern bevölkerungsbasierte Evidenz für ein mögliches risikoadaptiertes Eintrittsalter bei der Darmkrebsvorsorge für Diabetespatienten mit und ohne einschlägige Vorbelastung.“ Zumindest aber könnten die Ergebnisse genutzt werden, damit Ärzte ihre Diabetespatienten individuell zu ihrem CRC-Risiko und einem früheren Screening-Beginn beraten. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie viel früher erreichen Diabetiker das Darmkrebsrisiko von durchschnittlichen 50-Jährigen? Antwort: Bei Frauen und Männern mit Diabetes ohne familiäre Belastung ist das mit 45 bzw. 46 Jahren der Fall. Bei Diabetikern mit positiver Familienanamnese für Darmkrebs sogar schon mit 32 bzw. 38 Jahren. Bedeutung: Diabetiker könnten von einem früheren Beginn des Darmkrebs-Screenings profitieren. Einschränkung: Keine Informationen zu Lebensstil und Diabetestyp.

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