21.03.2017 | Kolorektales Karzinom | Leitthema
Chirurgische Therapie des kolorektalen Karzinoms im Alter
verfasst von:
Dr. J. Schuld, Prof. Dr. M. Glanemann
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 2/2017
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Zusammenfassung
Das kolorektale Karzinom ist eine der häufigsten Tumorentitäten weltweit und stellt vor dem Hintergrund einer ständig alternden Gesellschaft die chirurgischen Disziplinen vor eine besondere Herausforderung bei der Behandlung älterer und zumeist polymorbider Patienten.
Entsprechend des demographischen Wandels nimmt der Anteil alter (>65 Jahre) und sehr alter (≥80 Jahre) Patienten im Operationskollektiv kontinuierlich zu. Dies resultiert in höheren Morbiditäts- und Mortalitätsraten verglichen mit jüngeren Patienten, wobei Wundinfekte und kardiovaskuläre Komplikationen häufiger auftreten, nicht jedoch die Anastomoseninsuffizienz. In der multivariaten Analyse waren Alter ≥80 Jahre, höherer ASA-Status und Operation als Notfall unabhängige Risikofaktoren für eine gesteigerte In-hospital-Mortalität.
Mit zunehmendem Patientenalter ist ein Rechts-Shift bezüglich der Tumorlokalisation des kolorektalen Karzinoms zu verzeichnen. Ob minimalinvasive Operationstechniken die erhöhten Morbiditäts- und Mortalitätsraten bei älteren Patienten reduzieren werden, lässt sich anhand der vorliegenden Studien noch nicht abschließend beurteilen. Eine positive Veränderung im Sinne einer Reduktion wird jedoch in zunehmenden Maß berichtet, ohne dass das onkologische Ergebnis beeinträchtigt ist.
Ältere Patienten benötigen individualisierte Therapieentscheidungen, die das Ausmaß der bestehenden Begleiterkrankungen und der persönlichen Lebensumstände berücksichtigen. Bis dato ist die Kohorte der sog. „octogenarians“ (über 80-jährige Patienten) in den verfügbaren Leitlinien nur unzureichend berücksichtigt. Die Einbindung geriatrischer Expertise sollte angestrebt werden, um eine optimale Nutzen-Risiko-Bewertung vornehmen zu können, denn das Lebensalter selbst ist für die Therapiewahl ohne Bedeutung.