Erschienen in:
01.07.2012 | Leitthema
Kolovesikaler Fisteln auf dem Boden einer Sigmadivertikulitis
Diagnose und Therapie
verfasst von:
Dr. W. Leicht, C. Thomas, J. Thüroff, F. Roos
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 7/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Kolovesikale Fisteln auf Boden einer Sigmadivertikulitis sind eine seltene, jedoch komplexe Erkrankung, für die bisher kein diagnostischer oder therapeutischer Algorithmus existiert. Ziel unserer retrospektiven Studie mit Follow-up-Untersuchung ist es, einen Algorithmus für Diagnose und Therapie von Sigma-Blasen-Fisteln zu erstellen.
Material und Methode
Zwischen 1982 und 2010 wurden 54 Patienten (46 Männer und 8 Frauen) in unserer Klinik aufgrund einer durch Sigmadivertikulitis verursachten kolovesikalen Fistel operiert. Die diagnostische Wertigkeit folgender präoperativer Diagnostik wurde untersucht: Mohntest, Abdomen CT, Zystoskopie, Koloskopie, Zystographie und Kolonkontrasteinlauf. Die einzeitige operative Therapie bestand in der Resektion des entzündlichen Darmsegments inklusive benachbarter Darmsabschnitte mit dem höchsten Divertikelbefall, und einer handgenähten zweischichtigen End-zu-End-Anastomose des Darms ohne Anlage eines protektiven Kolostomas. Die Blase wurde nach Fistelexzision zweischichtig verschlossen und über transurethrale und suprapubische Katheter für 7 Tage abgeleitet. In einem Follow-up wurde die Häufigkeit von Divertikulitis- und Fistelrezidiven untersucht.
Ergebnisse
Als klinische Symptome wiesen alle 54 Patienten rezidivierende HWI, 74,1% eine Pneumaturie und 53,7% eine Fäkalurie auf. Der Fistelnachweis gelang durch Mohntest in 94,8%, CT in 58,7%, Zystographie in 19,4%, Kolonkontrasteinlauf in 38,6%, Zystoskopie 15,1% und Koloskopie in 9,6%. Die perioperative Morbidität lag bei 11,1% (3 Pneumonien und 3 Wundheilungsstörungen), die Mortalität bei 0%. Über ein medianes Follow-up von 62 Monaten erlitt keiner der Patienten ein Rezidiv einer Divertikulitis oder einer kolovesikalen Fistel.
Schlussfolgerung
Der Mohntest ist das beste Nachweisverfahren für kolovesikale Fisteln. Die Segmentresektion des fisteltragenden Darmsegments ohne Anlage eines protektiven Anus praeter ist sicher.