Erschienen in:
13.07.2017 | Fall und Kommentare
Kommentar I zum Fall: „Selektiver Fetozid bei Zwillingsschwangerschaft“
verfasst von:
PD Dr. phil. Dr. habil. med., Dipl.-Biol. Oliver Rauprich
Erschienen in:
Ethik in der Medizin
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Ausgabe 3/2017
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Auszug
Ende gut, alles gut? Der Fall zeigt die Problematik des Schwangerschaftsabbruches auf, die zwar in Deutschland seit einiger Zeit rechtlich geklärt und politisch befriedet, aber ethisch nach wie vor ungelöst und vermutlich unlösbar ist. Sowohl der Respekt vor der Autonomie von Frauen, frei darüber entscheiden zu dürfen, ob sie eine Schwangerschaft austragen möchten oder nicht, als auch das Gebot, ungeborenen, sich im Mutterleib entwickelnden Menschen nicht zu schaden, sind ethisch, für sich betrachtet, in hohem Maße plausibel. Weder in der Alltagsmoral noch in der ethischen Fachdiskussion besteht hinreichende Einigkeit darüber, welcher ethische Anspruch in konkreten Konfliktfällen höher zu gewichten ist, ob also etwa im vorliegenden Fall die Diagnose einer Trisomie 21 einen selektiven Fetozid bei gleichzeitiger Gefährdung des Zwillingskindes ethisch rechtfertigt. …