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Erschienen in: Monatsschrift Kinderheilkunde 2/2019

18.04.2018 | Nekrotisierende Enterokolitis | Konsensuspapiere

Kommerzielle Muttermilchverstärker aus humaner Milch: unzureichend belegter Nutzen und hohe Kosten

Stellungnahme der Ernährungskommissionen der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ) und der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde e. V. (ÖGKJ)

verfasst von: Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ), Ernährungskommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde e. V. (ÖGKJ)

Erschienen in: Monatsschrift Kinderheilkunde | Ausgabe 2/2019

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Zusammenfassung

Seit Anfang 2015 wird in Europa ein aus humaner Muttermilch hergestellter Muttermilchverstärker für Frühgeborene zu hohen Kosten kommerziell angeboten, dessen Nutzen und Sicherheit zum gegenwärtigen Zeitpunkt unzureichend nachgewiesen sind. Die Ernährungskommissionen sehen es als bedenklich an, dass durch die Herstellung des Muttermilchverstärkers weniger Spenderinnenmilch für die Ernährung von sehr unreifen Frühgeborenen zur Verfügung stehen könnte. Für sozioökonomisch benachteiligte Spenderinnen können die erzielbaren Vergütungen eine Priorisierung des Verkaufs der Muttermilch gegenüber dem Stillen des eigenen Kindes bewirken. Das Risiko einer Kontamination mit nachteilig wirkenden Substanzen und infektiösen Agenzien ist unzureichend untersucht. Die Verwendung kommerziell angebotener, aus Muttermilch hergestellter Muttermilchverstärker kann aufgrund der derzeitigen Datenlage nicht empfohlen werden. Ausdrücklich befürwortet und unterstützt werden jedoch die Weiterführung und der Ausbau nichtkommerzieller Muttermilchbanken an Kliniken für Kinder- und Jugendmedizin, die sichere Spenderinnenmilch insbesondere für Risikofrühgeborene zur Verfügung stellen und damit einen großen Nutzen erzielen können.
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Metadaten
Titel
Kommerzielle Muttermilchverstärker aus humaner Milch: unzureichend belegter Nutzen und hohe Kosten
Stellungnahme der Ernährungskommissionen der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ) und der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde e. V. (ÖGKJ)
verfasst von
Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ)
Ernährungskommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde e. V. (ÖGKJ)
Publikationsdatum
18.04.2018
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Monatsschrift Kinderheilkunde / Ausgabe 2/2019
Print ISSN: 0026-9298
Elektronische ISSN: 1433-0474
DOI
https://doi.org/10.1007/s00112-018-0503-5

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