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Erschienen in: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 6/2021

Open Access 22.05.2021 | Leitthema

Kommunale Alkoholprävention in Deutschland: Strukturen, Strategien und Herausforderungen

verfasst von: Thomas Praßer, Hans-Jürgen Hallmann, Michaela Goecke

Erschienen in: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz | Ausgabe 6/2021

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Zusammenfassung

Die kommunale Alkoholprävention ist ein wichtiges und vielschichtiges Arbeitsfeld der Suchtprävention. Eingebettet in das Subsidiaritätsprinzip wird sie durch verschiedene Vorgaben und Rahmenbedingungen geprägt: etwa durch die Verabschiedung des Präventionsgesetzes (PrävG) 2015 und die Etablierung der Nationalen Strategie zur Drogen- und Suchtpolitik 2012 durch den Bund. Die detaillierte Gestaltung alkoholpräventiven Handelns obliegt allerdings Ländern und Kommunen und ist häufig an Rahmenbedingungen und Herausforderungen vor Ort geknüpft.
In diesem Beitrag werden die unterschiedlichen Strategien und Organisationsstrukturen kommunaler Alkoholprävention einführend dargestellt und diskutiert. Probleme, mit denen Kommunen bei der Umsetzung alkoholpräventiver Interventionen konfrontiert sind, werden ebenso betrachtet, wie die Möglichkeiten und Bedingungen, die Gemeinden für die Etablierung einer qualitätsgesicherten Alkoholpolitik in den Blick nehmen müssen. Außerdem werden vielversprechende Ansätze aus lokal agierenden Modellprojekten dargestellt.
Einigkeit in Politik, Forschung und Praxis besteht darin, dass Alkoholprävention am besten kommunal betrieben wird und dass die Bedeutung der Kommunen bei der Umsetzung alkoholpräventiver Interventionen zugenommen hat. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer konsequenten Stärkung dieses Handlungsfelds. Diese kann durch eine verbesserte Qualifizierung von Fachkräften und einen stetigen Wissenschaft-Praxis-Transfer aktueller Forschungsergebnisse und Best Practice realisiert werden. Des Weiteren sollten Praktikerinnen und Praktiker Beratung und Unterstützung (etwa bei der Identifizierung individueller Bedarfe) durch koordinierende Stellen erhalten. Lokale Initiativen sollten einen besseren Zugang zu wirksamkeitsgeprüften Interventionen erhalten und deren nachhaltige Verankerung und Evaluation im kommunalen Setting sind anzustreben.
Fußnoten
1
Rauschtrinken bezeichnet den Konsum von 5 (männliches Geschlecht) bzw. 4 (weibliches Geschlecht) Standardgläsern mit 10–12 g Reinalkohol bei einer Trinkgelegenheit.
 
2
Zur Gewaltkriminalität werden in der polizeilichen Kriminalstatistik aktuell folgende Delikte gezählt: Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, sexueller Übergriff im besonders schweren Fall einschließlich mit Todesfolge, Raub, räuberische Erpressung, räuberischer Angriff auf Kraftfahrer, Körperverletzung mit Todesfolge, gefährliche und schwere Körperverletzung, Verstümmelung weiblicher Genitalien, erpresserischer Menschenraub, Geiselnahme und Angriff auf den Luft- und Seeverkehr. Weil sich einzelne Gesetze im Laufe der Jahre verändern, kann es immer wieder zu neuen Zuordnungen kommen.
 
3
Im Memorandum Evidenzbasierung in der Suchtprävention [31] werden Handlungsempfehlungen zu einer besseren Verzahnung in der Kooperation zwischen Forschung und Praxis im Hinblick auf die Evidenzbasierung bzw. Evidenzgenerierung suchtpräventiver Maßnahmen gegeben. Grundlegend wird der Suchtpräventionsforschung die Aufgabe attestiert, „bestmöglich wissenschaftliches Wissen zu generieren, das den Kriterien für solches genügt und das für evidenzbasiertes Handeln nutzbar gemacht werden kann und soll“ [31]. Dieses Wissen sollte stets für Praxisakteure handhabbar gemacht werden, wie z. B. die 12 Good-Practice-Kriterien des Kooperationsverbunds Gesundheitliche Chancengleichheit in der Gesundheitsprävention [32].
 
4
Selektive bzw. indizierte Präventionsprojekte richten sich an Personen, bei denen eine Problemindikation bereits besteht. In diesem Fall an Jugendliche, die durch Rauschtrinken auffällig und mit einer Alkoholintoxikation ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Im Gegensatz dazu richten sich universelle Präventionsprojekte an alle Personen der jeweiligen Bevölkerungsgruppe.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Kommunale Alkoholprävention in Deutschland: Strukturen, Strategien und Herausforderungen
verfasst von
Thomas Praßer
Hans-Jürgen Hallmann
Michaela Goecke
Publikationsdatum
22.05.2021
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz / Ausgabe 6/2021
Print ISSN: 1436-9990
Elektronische ISSN: 1437-1588
DOI
https://doi.org/10.1007/s00103-021-03334-9

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