01.05.2015 | Fokus
Kommunikation im Tumorboard
verfasst von:
PD Dr. K. Homayounfar, MaHM, D. Mey, M. Boos, J. Gaedcke, M. Ghadimi
Erschienen in:
Forum
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Ausgabe 3/2015
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Zusammenfassung
Die prätherapeutische Diskussion individueller Patientenfälle in einem multidisziplinär besetzten Tumorboard (MDT) hat sich zu einem internationalen Standard entwickelt. Die Notwendigkeit solcher MDT ergibt sich aus der zunehmenden Komplexität der Behandlungsmodalitäten und hat zum Ziel, kosteneffektiv jedem Patienten Zugang zu den modernsten und effektivsten Therapien für seine Erkrankung zu ermöglichen. Die MDT sind mit einem hohen personellen und logistischen Aufwand verbunden. Eine Vielzahl von Studien hat aber gezeigt, dass mit der interdisziplinären Diskussion in MDT in einer Vielzahl der Fälle eine tatsächlich veränderte Therapieempfehlung verbunden ist. Während Aspekte wie effektive Teamstruktur und -leitung, Infrastruktur und Logistik wissenschaftlich untersucht worden sind, liegen kaum wissenschaftliche Daten zum Kommunikationsprozess in MDT und den zugrunde liegenden individuellen Kommunikationskompetenzen der beteiligten Fachvertreter vor. Aus der Kommunikationsforschung ist bekannt, dass heterogen zusammengesetzte Gruppen häufig nicht ausreichend Gebrauch von ihrem nominellen Wissensvorsprung machen. Situative und strukturelle Barrieren beeinträchtigen zusätzlich das Kommunikationsverhalten und damit die Entscheidungsgüte. Unabhängige Moderatoren sowie Regeln für den Kommunikationsprozess, die unter den Beteiligten Konsens sind, helfen diese Defizite abzumildern. Die Professionalisierung und Standardisierung von MDT in Bezug auf Struktur, Prozesse und Kommunikation würde eine Vergleichbarkeit der Entscheidungen ermöglichen und dazu beitragen, die Qualität messbar und entwicklungsfähig zu machen.