Erschienen in:
08.11.2017 | Leitthema
Kommunikation und Sprache
Herausforderungen und Chancen einer diversitätsgerechten Gesundheitsversorgung
verfasst von:
Prof. Dr. T. Borde
Erschienen in:
Gynäkologische Endokrinologie
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Ausgabe 1/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Kommunikationsbarrieren ziehen sich seit Jahrzehnten wie ein roter Faden durch die inzwischen anwachsende Literatur zur Gesundheitsversorgung von Immigranten. Frühere Studien offenbarten, dass ungelöste Sprachbarrieren zu Informationsdefiziten führen, die die Zufriedenheit von Patienten und Mitarbeitern sowie die Versorgungsqualität beeinträchtigen.
Methodik
Anhand einer Literaturübersicht wird der Frage nachgegangen, welche kommunikativen Herausforderungen aktuell in der Gesundheitsversorgung bestehen und wie damit umgegangen wird.
Ergebnisse
Aktuelle Studien zeigen, dass sprachliche Kommunikationsbarrieren in der Gesundheitsversorgung häufig vorkommen. Jedoch verlässt man sich in der Versorgungspraxis bei der Kommunikation mit nichtdeutschsprachigen Patienten weitgehend auf Improvisationen, die den Qualitätsstandards kaum gerecht werden. Fehl‑, Unter- und Überinanspruchnahme, Einschränkungen in der Versorgungsqualität und für das Personal unbefriedigende Versorgungsarrangements gehören zum Alltag. Dass qualifizierte professionelle Sprachmittler die Qualität der Behandlung und die Patientensicherheit deutlich verbessern, ist belegt, aber bisher werden sie nicht systematisch und flächendeckend eingesetzt. Projekte sind räumlich begrenzt und zeitlich befristet, Qualifikationsniveaus variieren, die Finanzierung der Einsätze ist unzureichend geregelt und Institutionen sowie das Personal sind nicht ausreichend auf die Diversität vorbereitet. Es fehlt an flächendeckenden Strategien und verbindlichen strukturellen Maßnahmen auf politischer und institutioneller Ebene, um die Qualität der Kommunikation und damit auch die Versorgungsqualität für Patienten mit geringen Deutschkenntnissen zu verbessern.