31.07.2018 | Leitthema
Komplexe Arzneimitteltherapien vereinfachen
Herausforderungen und Lösungsansätze
verfasst von:
Viktoria S. Wurmbach, Anette Lampert, Steffen J. Schmidt, Simone Bernard, Petra A. Thürmann, Hanna M. Seidling, Walter E. Haefeli, HIOPP-6 Konsortium
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 9/2018
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Zusammenfassung
Das Fehlerpotenzial bei der Arzneimittelanwendung in der ambulanten Patientenversorgung wird häufig unterschätzt. Eine große Anzahl einzunehmender Arzneimittel (Polypharmazie), komplizierte Dosierungsschemata und Anwendungsformen können Patienten überfordern. Die resultierende Fehlanwendung kann den Therapieerfolg gefährden oder zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) führen.
Patienten sind sich über Fehlanwendungen oft nicht bewusst oder sprechen Probleme bei der Arzneimittelanwendung nicht selbstständig an, auch weil ihnen die Optimierungspotenziale der Therapie nicht bekannt sind. Dabei könnten oft bereits einfache Maßnahmen zur Reduktion der Komplexität beitragen. Praktikable Konzepte zur strukturierten Komplexitätsreduktion in der Routineversorgung fehlen jedoch bislang.
Mit Softwareprogrammen zur elektronischen Entscheidungsunterstützung könnten Ärzte und Apotheker systematisch und effizient komplexitätserhöhende Faktoren im Medikationsplan erkennen und schneller geeignete Optimierungsmöglichkeiten finden. Die Personalisierung der Analyse und der gewählten Maßnahmen zur Komplexitätsreduktion könnte zudem die Bereitschaft des Patienten steigern, die vorgeschlagenen Therapieänderungen umzusetzen, und ihm die Durchführung erleichtern. Die ersten Ergebnisse einer prospektiven Studie, die im Rahmen des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert wird (HIOPP-6, Komplexitätsreduktion in der Polypharmazie unter Beachtung von Patientenpräferenzen), werden Ende 2018 vorliegen und Fragen zur Eignung elektronischer Hilfsmittel beantworten.