Präoperativer Flüssigkeitsbolus vermeidet Druckabfall

Vor Beginn der Anästhesie gegebenes Flüssigkeitsvolumen kann verhindern, dass während und nach der Induktion der Blutdruck der Patienten zu stark abfällt. Die Art der Einleitung ist dabei einerlei. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Ein Abfall des Blutdrucks während der Anästhesieinduktion ist eine typische Reaktion auf die Anästhesiemedikation, und in einem gewissen Ausmaß ist diese Reaktion akzeptabel. Die Infusion von Flüssigkeit und der Einsatz vasoaktiver Substanzen helfen, den Perfusionsdruck und die hämodynamische Stabilität aufrechtzuerhalten. Üblicherweise greifen solche Maßnahmen aber erst nachträglich: nach der Induktion und nachdem der Druck bereits gefallen ist. Physiologisch gesehen wäre es sinnvoller, den venösen Rückstrom während der Induktionsphase zu bewahren. Dazu könnte man präoperativ einen Flüssigkeitsbolus infundieren, bevor die medikamentös verursachte Vasodilatation und die dadurch bedingte relative Hypovolämie eintreten. Entwickelt und überprüft hat diese Idee ein Team von Anästhesisten um Tomi Myrberg von der Universität Umeå in Schweden. Für eine entsprechende Studie teilten die Mediziner 80 Patienten, die sich einem nichtkardialen Eingriff unterziehen mussten, in zwei Gruppen. Die erste Gruppe diente als Kontrolle, die Patienten bekamen keinen Extrabolus Flüssigkeit vor der Operation. Den Patienten der zweiten Gruppe wurden hingegen 6 ml je Kilogramm fettfreier Körpermasse einer Plasmavolumenersatzlösung (Gelofusin) infundiert. Die fettfreie Masse ist die für den Flüssigkeitshaushalt entscheidende. Im Schnitt 387 ml Volumenersatz Endpunkt der Studie war ein Blutdruckabfall in den ersten 20 Minuten nach Induktion der Anästhesie, wobei ein arterieller Mitteldruck von 65 mmHg als Schwellenwert galt. Diese Schwelle unterschritten 58% der Patienten ohne und 13% der Patienten mit Bolusinfusion. Im Schnitt betrug der Abfall des mittleren Drucks 53 gegenüber 43 mmHg. Die Patienten der Bolusgruppe hatten im Mittel 387 ml Volumenersatzlösung erhalten. Alle Patienten erhielten im Übrigen 0,5 mg Atropin vor Beginn der Induktion. Es war für die hämodynamische Stabilität unerheblich, ob die Induktion der Anästhesie als Blitzinduktion zur Prävention von Regurgitation und Aspiration (mit Propofol, Alfentanil und Suxamethonium) oder als sogenannte Target Controlled Infusion (auf der Basis von Propofol und Remifentanil) bis zum Erreichen der Zielkonzentrationen der Anästhetika vorgenommen wurde. Auch bestand keine Korrelation zwischen einem eintretenden Blutdruckabfall und dem Alter der Patienten, den von ihnen eingenommenen Medikamenten, einer bestehenden Hypertonie, einer Diabetesdiagnose, einer Niereninsuffizienz oder der körperlichen Leistungsfähigkeit. Das Fazit der schwedischen Anästhesisten fällt positiv aus: „Eine solch simple Maßnahme wie die Gabe eines präoperativen Flüssigkeitsbolus könnte die kardiovaskuläre Stabilität verbessern.“ Das Wichtigste in Kürze Frage: Lässt sich die hämodynamische Stabilität vor operativen Eingriffen durch die Verabreichung eines moderaten Flüssigkeitsbolus erhöhen? Antwort: Die Gabe eines präoperativen Flüssigkeitsbolus reduziert die Häufigkeit von stärkeren Blutdruckabfällen während und nach Induktion der Anästhesie um mehr als drei Viertel. Bedeutung: Ein präoperativer Flüssigkeitsbolus kann die kardiovaskuläre Stabilität verbessern. Einschränkung: Der Blutdruck der Patienten ist nicht kontinuierlich invasiv, sondern zu bestimmten Zeitpunkten nichtinvasiv gemessen worden. Es ist daher nicht sicher, dass die niedrigsten Drücke tatsächlich erfasst wurden.

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Präoperativer Flüssigkeitsbolus vermeidet Druckabfall

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