Prostazyklin intraoperativ gegen Knochenzement-Syndrom?

Durch das Einbringen von Knochenzement können schwere kardiopulmonale Komplikationen ausgelöst werden. Die Symptome lassen sich möglicherweise abschwächen, wenn die Patienten intraoperativ Prostazyklin inhalieren. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Ein Knochenzement-Syndrom kann als Komplikation aller Operationen auftreten, bei denen „Knochenzement“ (Polymethylmethacrylat, PMMA) verwendet wird, besonders riskant ist aber der Hüftgelenkersatz. Typische Symptome sind Hypoxie, Hypotonie, Lungenhochdruck, Arrhythmien und Bewusstseinsverlust, in schweren Fällen kann es zum Herzstillstand kommen. Die genaue Ätiologie ist nicht geklärt, es wird aber vermutet, dass die hämodynamischen Störungen auf Mikroemboli zurückgehen. Sie entstehen, weil beim Aushärten des Zements im Knochenmark Hitze entsteht und Luft aus dem Zement entweicht. Als Folge davon können wahre Embolischauer im rechten Herzen auftreten. Durch die Interaktion des embolischen Materials mit dem Gefäßendothel kann es zusätzlich zu einer Vasokonstriktion der Lungengefäße und damit zu einem weiteren Anstieg des pulmonalarteriellen Druckes kommen. Randomisierte Prüfung gegen Kochsalzlösung Der erhöhte Lungenwiderstand ist Anästhesisten der Universität Göteborg zufolge ein wichtiger Faktor in der Pathophysiologie des Knochenzement-Syndroms. Sie haben daher untersucht, ob der Anstieg des pulmonalen Gefäßwiderstands (PVR) reduziert werden kann, indem man die Patienten während der Operation vernebeltes Prostazyklin inhalieren lässt. Prostazyklin (PGI2) ist ein potenter Vasodilatator, der zur Reduktion des pulmonalarteriellen Drucks bei Patienten mit Lungenhochdruck eingesetzt wird. An der randomisierten Studie beteiligten sich 22 Patienten mit dislozierter Oberschenkelhalsfraktur, denen unter Allgemeinanästhesie eine zementierte Hüftendoprothese eingesetzt wurde. Elf Patienten wurde dabei vernebeltes Prostazyklin gegeben (20 ng/kg/min), den anderen elf eine Kochsalzlösung. Zur Messung der hämodynamischen Veränderungen wurde ein Pulmonaliskatheter gelegt. Pulmonaler Gefäßwiderstand nimmt weniger stark zu Der PVR-Index (PVRI) nahm während der Operation in beiden Gruppen zu, in der Postazyklingruppe fiel der Anstieg aber geringer aus (plus 36% vs. plus 44%). Auch der PVRI vor dem Einbringen des Zements und der maximale PVRI waren jeweils signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe. Die geringere Zunahme des PVR reichte jedoch nicht aus, um Ejektionsfraktion oder Schlagvolumen des rechten Ventrikels zu vergrößern, diese Parameter nahmen in beiden Gruppen in gleichem Maße ab. Keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen gab es außerdem beim pulmonalarteriellen Verschlussdruck, der arteriellen Sauerstoffsättigung und der Totraumfraktion. Dennoch sehen die Studienautoren um Mathias Hård af Segerstad ein präventives Potenzial in der Gabe von Prostazyklin: „Besonders bei Patienten mit hohem Risiko für ein Knochenzement-Syndrom könnte inhalatives Prostazyklin intraoperative Störungen der Hämodynamik infolge eines erhöhten Lungengefäßwiderstands verhindern oder abschwächen.“ Bei der Studie handelt es sich allerdings nur um eine explorative Studie, die erste Einblicke gewährt. Wegen der kleine Patientenzahl und des Fehlens von klinischen Ergebnissen lassen sich daraus noch keine Empfehlungen ableiten. Das Wichtigste in Kürze Frage: Kann vernebeltes Prostazyklin den Anstieg des Lungengefäßwiderstands (PVR) bei Operationen mit Knochenzement verhindern? Antwort: Verglichen mit NaCl führt Prostazyklin zu einem geringeren Anstieg des PVR-Index. Der Effekt reicht aber nicht aus, um die rechtsventrikuläre Dysfunktion zu reduzieren. Bedeutung: Möglicherweise kann inhalatives Prostazyklin intraoperative Störungen der Hämodynamik abschwächen. Einschränkung: Explorative Studie mit wenigen Teilnehmern ohne klinische Endpunkte.

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