Erschienen in:
17.02.2021 | Aortenklappenersatz | Wie lautet Ihre Diagnose?
Der lange Weg zu einer selten gewordenen Komplikation des akuten Myokardinfarktes
verfasst von:
Dr. med. Vanessa Rubesch-Kütemeyer, Arianit Pula, Dr. med. Marios Vlachojannis, Prof. Dr. med. Stephan Gielen
Erschienen in:
Die Kardiologie
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Ausgabe 3/2021
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Auszug
Ein 45-jähriger Mann mit kurzer, jedoch komplexer kardiologischer Vorgeschichte stellte sich wegen zunehmender Dyspnoe erneut stationär in unserer Klinik vor. Erstmalig wurde der Patient 4 Monate zuvor wegen einer Synkope bei uns untersucht. Die transthorakale Echokardiographie (TTE) hatte damals ein mittelgradiges, kombiniertes Aortenklappenvitium ergeben mit normaler linksventrikulärer Ejektionsfraktion (LVEF). Mittels Koronar-CT wurde eine relevante koronare Herzerkrankung ausgeschlossen. Ein Hinweis auf eine kardiogene Synkope ergab sich insgesamt nicht. Drei Wochen später wurde der Patient mit Fieber und einem ST-Hebungsinfarkt erneut vorstellig. Zunächst bestand der Verdacht auf eine COVID-19-Infektion, es wurde jedoch umgehend eine Koronarangiographie durchgeführt. Der Ramus circumflexus (RCX) war peripher thrombotisch verschlossen bei Linksversorgungstyp und ansonsten unauffälligen Koronararterien. Es erfolgte eine PTCA mit 3,0/29 mm Drug-Eluting-Stent-Implantation. Die Door-to-Balloon-Zeit betrug 79 min. Die maximale Kreatinkinasekonzentration lag nach 24 h bei 2561 U/l und war stetig rückläufig. Bei persistierendem Fieber, steigenden Infektwerten und negativem COVID-19-Abstrich wurde eine erweiterte Fokussuche durchgeführt. Es stellte sich in der TTE eine jetzt hochgradige Aortenklappeninsuffizienz dar. Die LVEF war bei Hypokinesie inferior und inferoseptal mit 45–50 % nun leicht eingeschränkt. Bei Nachweis von Escherichia coli und Enterococcus faecalis in der Blutkultur erfolgte anschließend eine transösophageale Echokardiographie, in der sich die Verdachtsdiagnose Aortenklappenendokarditis mit beginnendem Aortenwurzelabszess bestätigte. Bei unauffälligem Koronar-CT wenige Wochen zuvor handelte es sich initial also mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine septische Embolie in den RCX. Der Patient wurde notfallmäßig zur Operation verlegt. Er erhielt einen mechanischen Aortenklappenersatz (21 mm) mit Patchplastik der Aortenwurzel. Postoperativ erfolgte eine zeitnahe Rückverlegung in unser Haus und nach Abschluss der antibiotischen Therapie die Verlegung zur Anschlussheilbehandlung. …