Erschienen in:
04.04.2017 | Diabetes mellitus | Leitthema
Konfokal mikroskopisch sichtbarer kornealer Nervenplexus als Biomarker für systemische Erkrankungen
Blick vom kornealen Nervenplexus auf die Erkrankung Diabetes mellitus
verfasst von:
Prof. Dr. S. Baltrusch
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
|
Ausgabe 7/2017
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Zusammenfassung
Schätzungsweise 50 % der Patienten mit Diabetes mellitus leiden an einer Polyneuropathie, die häufig zu spät erkannt wird. Daher stellt sich die Frage, ob Bildgebungsverfahren am Auge wie die optische Kohärenztomographie der Retina und die konfokale Mikroskopie der Kornea zur Diagnostik und Verlaufskontrolle von neurodegenerativen Veränderungen bei Patienten mit Diabetes mellitus geeignet sind. Dies konnte durch De Clerck et al. mittels einer systematischen Zusammenfassung von Studien bestätigt werden: 11 davon wurden hinsichtlich der kornealen Konfokalmikroskopie weiter ausgewertet. Nach etwa 15 Jahren eines zumeist im juvenilen Alter manifestierten Typ-1-Diabetes mellitus waren die korneale Nervenfaserlänge und -dichte bereits reduziert, obwohl noch keine klinisch manifeste Neuropathie vorlag. Eine Untersuchung zu diesem Zeitpunkt erscheint sinnvoll. Der Typ-2-Diabetes mellitus im höheren Lebensalter ist zumeist mit einem metabolischen Syndrom vergesellschaftet und der Manifestationszeitpunkt der Erkrankung unbekannt. Bereits bei Diagnosestellung eines Typ-2-Diabetes mellitus sollte daher eine korneale Konfokalmikroskopie durchgeführt werden. Patienten mit längerer Krankheitsdauer und deutlichen Veränderungen des kornealen Nervenplexus zeigten bereits klinische Symptome einer Polyneuropathie und litten häufig an einer proliferativen Retinopathie. Die Zugänglichkeit des Auges mittels nichtinvasiver optischer Verfahren sollte im Rahmen der Behandlung von Patienten mit Diabetes mellitus verstärkt genutzt werden, um Risikopatienten frühzeitig zu identifizieren. Weiterführende Longitudinalstudien sind von hoher Notwendigkeit.