Mit dem Ampelsystem Problemen bei Zerebralparese vorbeugen

Eine Zerebralparese kann sich unter anderem auf Wirbelsäule, Hüfte und Füße auswirken. Wie lässt sich hier Problemen vorbeugen? Das erläuterte Dr. Björn-Christian Vehse anhand verschiedener Ampeln. Die Ampelsysteme für Hüfte, Wirbelsäule und Füße sind hilfreich, um Probleme am Bewegungsapparat im Zuge einer Zerebralparese rechtzeitig zu erkennen, erinnerte Dr. Björn-Christian Vehse, Chefarzt Neuroorthopädie, DRK Kinderklinik Siegen. Der Referent ging zunächst auf die Hüfte ein. Mit Hilfe der Hüftampel kann evaluiert werden, welche Maßnahmen bei welchem Migrationsindex (MI) sinnvoll sind: Grün: Niedrige Risikokonstellation; MI 3 oder Ashworth > 3; Maßnahmen: OP-Indikation prüfen, konservative Maßnahmen intensivieren, ggf. halbjährliches Hüftröntgen Rot: MI > 40 %; Hochrisikokonstellation; Maßnahme: OP-Indikation Schwedische Daten zeigen, dass durch diese systematische Nachbeobachtung die Hüftluxationsraten innerhalb von zehn Jahren auf unter 1 % gesenkt werden können. Blick auf die Wirbelsäule Die Wirbelsäule sei häufig noch weniger im Fokus, erläuterte der Referent. Dementsprechend werden Skoliosen oftmals erst spät erkannt und eine ausreichende Therapie setze zu spät ein. Ziel der Wirbelsäulenampel ist es, die Aufmerksamkeit mehr auf die Wirbelsäule zu lenken und eine Skoliose früh zu erkennen. Wichtige klinische Auffälligkeiten umfassen dabei eine ein- oder mehrbogige Skoliose, ein Rippenbuckel/Lendenwulst, eine Beckenkippung im Sitzen und eine ausgeprägte Hypotonie + Kyphose. Bestehe eine solche klinische Auffälligkeit, sollten sich die Betroffenen bei einem Orthopäden vorstellen. Gleiches gilt bei einer klinischen Unauffälligkeit und einem GMFCS von IV oder V. Bei klinischen Unauffälligkeiten und GMFCS III erfolgt eine klinische Kontrolle zweimal pro Jahr, bei einem GMFCS von I oder II einmal jährlich. Mit einer konsequenten Kontrolle und Frühbehandlung lassen sich Windschlagdeformität und Skoliose im Verlauf reduzieren. Blick auf die Füße Die Fußampel ist die neueste der Ampeln. Die klinische Untersuchung erfolgt ohne Schuhe, Hose und Strümpfe und unter Belastung (im Stehen, im Gehen, ggf. mit Hilfe). Die Bewegungsprüfung umfasst das Sprunggelenk in Kniebeugung- und Streckung, die Flexibilität/Rigidität der Fehlstellung sowie die Prüfung der Aufrichtung des Rückfußes im Zehenspitzenstand. Besteht ein Schmerz, ist eine dringende Vorstellung bei einem Orthopäden innerhalb von sechs Monaten erforderlich. Haben die Kinder keine Schmerzen, kommen drei Szenarien infrage: Grün: Bei einem stabilen Aktivitätslevel und keiner relevanten Fehlhaltung können sich die Kinder im Rahmen der empfohlenen Intervalle bei einem Orthopäden vorstellen. Gelb: Bei einem sinkenden Aktivitätslevel, einer Fehlhaltung (vollständig korrigierbar) und/oder beeinträchtigender Spastik in Unterschenkel und Fußmuskulatur ist eine Vorstellung bei einem Orthopäden innerhalb von einem Jahr, aber ohne erhöhte Dringlichkeit, empfehlenswert. Rot: Bei Verlust der Belastungsfähigkeit, Fehlstellung (nicht vollständig korrigierbar), chronischer Druckstelle und/oder Verlust der Orthosentoleranz sollen sich die Betroffenen ebenfalls dringend innerhalb von sechs Monaten bei einem Orthopäden vorstellen. Insgesamt führe eine frühzeitige, interdisziplinär abgestimmte Therapie zu besseren funktionellen Ergebnissen und zu mehr Lebensqualität, resümierte Vehse. basierend auf: Vehse B: „Die Ampeln - Prävention für Wirbelsäule, Hüfte und Füße“; Kongress für Kinder- und Jugendmedizin, 20.-23.09.2023, Hamburg Empfehlung der Redaktion DGKJ 2023 Kongress für Kinder- und Jugendmedizin Unter dem Motto „Gemeinsam Kurs halten für eine sichere Zukunft der Kinder“ haben beteiligte Fachgesellschaften ein hochaktuelles Programm zusammengestellt. Stoffwechselnotfälle im Nachtdienst, ein Update zur Bronchiolitis und die Evaluation des Neugeborenenscreenings: Das waren nur einige der Themen auf dem diesjährigen Kongress für Kinder- und Jugendmedizin in Hamburg.

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