Akutes Skrotum – im Notfall rasch handeln

Urogenitale Notfälle wie das akute Skrotum sind in der kinderärztlichen Praxis eine Herausforderung. Anamnese, Klinik und die Sonografie liefern wertvolle diagnostische Hinweise. Wann muss sofort operiert werden, wann reichen Bettruhe, Kühlung und Analgesie aus? Das akute Skrotum ist durch plötzliche Schmerzen sowie Schwellung und Rötung gekennzeichnet. Stellt sich ein Kind mit diesem Beschwerdebild in der kinderärztlichen Praxis vor, sollte eine kurze, gezielte Anamnese erfolgen, die auf Beginn und Intensität der Schmerzen sowie die Begleitsymptome fokussiert, empfahl Dr. Stefanie Ommer, Klinik für Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Jena, auf dem Kongress für Kinder- und Jugendmedizin. Direkt im Anschluss oder gleichzeitig sollte das Kind klinisch untersucht werden. Wenn in der Praxis möglich, sollte sonografisch eine Hodentorsion, eine Hydatidentorsion oder eine Epididymitis beziehungsweise Epididymoorchitis abgeklärt werden. Als weitere Differentialdiagnosen kommen unter anderem Skrotalödem, allergische Schwellung, Hernie, Hydrozele, Varikozele, Hodentumor, Vaskulitis oder Traumata infrage. Bei jeglicher Unsicherheit sollte das Kind in der Klinik vorgestellt werden, betonte Ommer. Hodentorsion schnell behandeln In einem Fünftel der Fälle liegt einem akuten Skrotum eine Hodentorsion zugrunde. Dann sei rasches Handeln gefragt, um ischämische Schäden zu vermeiden, so Ommer. Bei sicherer Diagnosestellung und bei absehbarem Zeitverzug für eine operative Versorgung kann von Geübten eine manuelle Detorsion vorgenommen werden. Besteht Unsicherheit, sollte unverzüglich eine operative Exploration in der Klinik erfolgen, riet Ommer. Auch nach erfolgreicher Detorsion muss zeitnah eine prophylaktische Pexie durchgeführt werden. Hydatidentorsion konservativ oder operativ therapieren? Eine Hydatidentorsion geht häufig mit Druckdolenz im Bereich des Hodenoberpoles einher. Sonografisch zeigt sich eine kleine, rundliche hypo- oder hyperechogene Struktur zwischen Hoden und Nebenhoden. Als Mitreaktion kann der Nebenhoden vergrößert und hyperperfundiert sein. Bei moderatem Beschwerdebild besteht die Therapie primär in konservativen Maßnahmen wie Bettruhe, lokale Kühlung und Analgesie. Persistiert die Symptomatik länger als 24 bis 48 Stunden oder ist sehr stark ausgeprägt, aber auch bei Unsicherheit in der Diagnosestellung sollte eine kinderchirurgische Abklärung und gegebenenfalls operative Abtragung der Hydatide erfolgen, empfahl Ommer. Entzündungen lindern Bei Epididydimitis und Epididymoorchitis ist der Krankheitsbeginn eher schleichend. Im progredienten Verlauf kommt es zu meist einseitigen, zunehmend schmerzhaften Schwellungen von Nebenhoden und/oder Hoden. Als Begleitsymptome können Fieber und Dysurie oder Pollakisurie auftreten. Bei fortgeschrittenem Befund zeigen sich Rötungen und Schwellungen an der Skrotalhaut mit Hydrozele. In der Sonografie wird ein vergrößerter, hypoechogener und mehrperfundierter Nebenhoden beziehungsweise Hoden auffällig. Die Therapie erfolgt primär symptomatisch durch Hochlagerung, Kühlung und Bettruhe sowie nicht-steroidalen Antiphlogistika, so Ommer. Bei bakterieller Infektion wird eine Antibiose nötig. basierend auf: Ommer S.: „Der Urogenitaltrakt“. Sitzung „Notfälle in der Praxis – abdominelle Organe“. Kongress für Kinder- und Jugendmedizin, 18.-21.09.2024, Mannheim

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