Erschienen in:
23.05.2022 | Konservative Therapie | Leitthema
Behandlungsoptionen bei femoroazetabulärem Impingement-Syndrom und Koxarthrose
verfasst von:
Prof. Dr. Patrick Weber, Prof. Dr. Hans Gollwitzer
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 6/2022
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Zusammenfassung
Das femoroazetabuläre Impingement-Syndrom (FAIS) stellt eine präarthrotische Deformität dar. Häufig stellen sich Patienten mit FAIS erst bei bereits bestehender Koxarthrose vor. Wünschenswert wäre es, wenn durch die operative gelenkerhaltende Korrektur des FAIS die Progression der Arthrose verhindert werden könnte. Biologische Veränderungen des Gelenkmilieus, inflammatorische Prozesse und weitere gelenk- und patientenspezifische Faktoren, welche bei der operativen Korrektur nicht beeinflusst werden, scheinen auch bei der Arthroseentwicklung im Rahmen eines FAIS eine bedeutende Rolle zu spielen. Die Ergebnisse der operativen Behandlung des FAIS ab einer Arthrose Grad 2 nach Tönnis sind schlecht und häufig kann die Implantation einer Hüftendoprothese nicht vermieden werden. Auch bei Patienten mit einem FAIS und Arthrosegrad I nach Tönnis sind die Ergebnisse der gelenkerhaltenden Therapie deutlich schlechter als bei den Patienten ohne Arthrose. Da es sich meist um junge Patienten handelt, versucht man, die Implantation der Hüftendoprothese aufgrund der damit verbundenen Risiken zu verzögern.
In der Therapieentscheidung hilft eine Analyse der zusätzlichen Risikofaktoren, welche für ein schlechtes Outcome der gelenkerhaltenden Therapie sprechen. Diese umfassen ein Alter über 45 Jahre, die Adipositas, einen hohen Alphawinkel, einen CE-Winkel unter 25° und das weibliche Geschlecht. Bereits bei Koxarthrose Grad 1 nach Tönnis und zusätzlichen Risikofaktoren liegt die Erfolgsrate der gelenkerhaltenden Therapie nach 5 Jahren deutlich unter 50 %, weshalb wir in diesen Fällen die konservative Therapie empfehlen. Vielversprechend scheint die Anwendung von mesenchymalen Progenitorzellen zu sein, auch wenn sie sich noch nicht in der Routine etabliert hat. Sollte die konservative Therapie nicht erfolgreich sein, ist auch bei jungen Patienten die Implantation einer Hüftendoprothese indiziert. Durch die Verwendung moderner Gleitpaarungen liegt die Überlebensrate der Hüftendoprothesen auch bei Patienten unter 50 Jahren nach 15 Jahren bei über 90 %. Die Zufriedenheit dieser Patienten ist in der Regel auch deutlich höher als nach gelenkerhaltender Hüftchirurgie.
Vielversprechend für die Zukunft sind kombinierte Ansätze, welche die mechanische Korrektur des Offsets am Schenkelhals mit lokaler Applikation mesenchymaler Progenitorzellen kombinieren und somit auch von biologischer Seite die Progression der Arthrose positiv beeinflussen.