Rauchen und Trinken trotz Kopf-Hals-Tumor

Selbst nach einem Kopf-Hals-Tumor lassen viele Betroffene das Rauchen und Trinken nicht. Nach den Ergebnissen einer Studie sind sie im Vergleich mit anderen Krebsüberlebenden besonders vulnerabel und benötigen eine multimodale Nachsorge. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Patienten mit Kopf-Hals-Tumor haben nicht selten exzessiv geraucht und Alkohol getrunken, und viele tun das auch nach einer überstandenen Tumorerkrankung noch. Studien zufolge rauchen 20–30% der Überlebenden, bis zu 40% trinken übermäßig Alkohol und ebenso viele leiden an Depressionen. Zudem sind viele Betroffenen sozioökonomisch benachteiligt. Gegen Letzteres können Ärzte zwar wenig ausrichten, aber immerhin die psychischen Folgen etwas lindern. Und damit, so berichten Spezialisten um Dr. Sanjana Balachandra vom Texas Southwestern Medical Center in Dallas, lasse sich vielleicht auch die Substanzabhängigkeit mildern, denn diese Faktoren hängen nach einer Analyse der Onkologen und HNO-Ärzte eng zusammen. Für ihre Analyse verwendeten die Ärzte um Balachandra Angaben aus den jährlichen Gesundheitssurveys des National Center for Health Statistics (NHIS) der Jahre 1997–2016. Sie identifizierten 918 Überlebende mit Tumoren der oberen Atem- und Verdauungswege, also vor allem Tumoren des Mundrachenraums und des Kehlkopfs. Ihnen stellten sie die vierfache Zahl von Überlebenden anderer Tumoren gegenüber – adjustiert für Alter, Geschlecht und Umfragejahr. Im Schnitt waren die Krebsüberlebenden 62 Jahre alt und zu zwei Drittel Männer. Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren hatten verglichen mit anderen Krebsüberlebenden etwas seltener einen höheren Schulabschluss (46 versus 54%), befanden sich häufiger unterhalb der Armutsschwelle (14% versus 10%), rauchten öfter (21% versus 16%), hatten häufiger ein Alkoholproblem (5,2% versus 2,9%) und auch öfter psychische Schwierigkeiten (19% versus 13%) — größtenteils Depressionen, Angststörungen oder übermäßigen Stress. Besonders vulnerable Gruppe Unter Berücksichtigung diverser Begleitfaktoren tranken Überlebende mit Kopf-Hals-Tumoren verglichen mit Überlebenden anderer Tumoren rund doppelt so oft übermäßig Alkohol (mehr als zwei Standarddrinks täglich), sie rauchten auch doppelt so häufig und wiesen zu 50–60% öfter andere ungünstige Faktoren wie ein geringes Bildungsniveau, Armut, Depressionen, Angststörungen und psychischen Stress auf. Zwischen Substanzmissbrauch (Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum) und psychischer Belastung gab es eine gegenseitige Abhängigkeit: Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren und starker psychischer Belastung gaben um 40% häufiger einen Substanzmissbrauch an als solche ohne psychische Belastung, und Tabakkonsum ging mit einem um rund 70% erhöhten Risiko für eine psychische Belastung einher. Ließen sich die psychischen Probleme mindern, könnte dies auch den Substanzmissbrauch reduzieren, das Risiko für Sekundärtumoren senken und die Lebensqualität verbessern, geben die Ärzte um Balachandra zu bedenken. Sie kommen zu dem Schluss, dass Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren im Vergleich zu anderen Krebsüberlebenden eine besonders vulnerable Gruppe darstellen, häufig sozioökonomisch benachteiligt sind und daher eine bessere, multimodale Nachsorge benötigen, die mehr als onkologische Aspekte umfasst. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie häufig sind Substanzmissbrauch und psychische Probleme bei Überlebenden von Kopf-Hals-Tumoren? Antwort: Solche Probleme treten zu 50–100% häufiger auf als bei Überlebenden anderer Tumoren. Bedeutung: Überlebende von Kopf-Hals-Tumoren benötigen eine bessere, multimodale Nachsorge. Einschränkung: Ergebnisse basieren auf subjektiven Angaben.

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