Erschienen in:
11.05.2016 | Kopfschmerzen | Leitthema
Schmerz – ein vernachlässigtes neurologisches Thema
verfasst von:
Prof. Dr. F. Birklein, R. Baron, C. Gaul, C. Maihöfner, O. Rommel, A. Straube, T. Tölle, G. Wasner
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 6/2016
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Zusammenfassung
Chronische Schmerzen stellen eine große Herausforderung dar und es ist von einer steten Zunahme der Patientenzahlen auszugehen. Die Pathophysiologie chronischer Schmerzen wird in den letzten Jahren zunehmend besser verstanden, wobei neurologische Schmerzforscher dabei einen großen Anteil hatten. Bei chronischen Schmerzen kommt es zu substanziellen plastischen Veränderungen des gesamten Nervensystems, d. h. neurologisches Wissen wird hier explizit vom Behandler abverlangt. Dies kontrastiert leider mit der Versorgungssituation von Schmerzpatienten. Grundsätzlich existieren zu wenig Behandlungsplätze und Neurologen sind in den meisten Einrichtungen eher die Ausnahme. Außerdem kommen den neurologischen Kliniken derzeit aufgrund ökonomischer Zwänge die stationär behandelten Schmerzpatienten abhanden. Die Diagnostik und/oder Therapie verschiedener Schmerzarten (z. B. Kopfschmerzen oder neuropathischen Schmerzen) sind momentan im DRG-System nur insuffizient abgebildet, auch sind die Hürden für eine wirtschaftliche Schmerztherapie in der Praxis zu hoch. Hinzu kommt, dass es zu wenig akademische Positionen für Schmerzmedizin an neurologischen Kliniken gibt. Damit fehlen dem akademischen Nachwuchs Zukunftsperspektiven. Um aber dem zunehmenden Therapiebedarf von Patienten mit chronischen Schmerzen gerecht zu werden, wären die Einrichtung von Abteilungen für Schmerzmedizin, eine Modifikation des Erlössystems sowie die Ausbildung junger Neurologen mit Expertise für Schmerz nötig. Gerade die Schmerzmedizin sollte in besonderem Maße Neurologen ansprechen.