Neuer Risikoscore für Nierenschäden nach PCI

Perkutane Koronarinterventionen (PCI) können kontrastmittelinduzierte Nierenschäden zur Folge haben. Mithilfe eines neuen Scores lässt sich das Risiko dafür besser einschätzen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Bei manchen Patienten mit koronarer Herzkrankheit, die sich einer PCI unterziehen, kann das bei der dafür nötigen Angiografie verwendete Kontrastmittel zu akuten Nierenschäden und Nierenversagen führen. Im Vorhinein zu wissen, ob ein erhöhtes Risiko dafür besteht, könnte ein gezielteres Management ermöglichen und so zu einer besseren Prognose beitragen. Zu diesem Zweck haben Prof. Roxana Mehran von der Icahn School of Medicine des Mount Sinai Klinikums in New York und ihr Team einen neuen Risikoscore entwickelt. Der sogenannte „Mehran-2 CA-AKI Risk Score“ soll dabei helfen, das Risiko für kontrastmittelassoziierte akute Nierenschäden (CA-AKI) besser einschätzen zu können. Er ist eine Erweiterung eines bestehenden Scores von 2004 und berücksichtigt die seitdem veränderten PCI-Bedingungen, etwa modernere Bildgebung, die weniger toxische Kontrastmittel erfordert, und verbesserte Stents. Daten von mehr als 20.000 Patienten Für den aktualisierten Risikoscore werteten die Forschenden Daten von mehr als 20.000 Patienten aus, die eine PCI im Mount Sinai Hospital erhalten hatten. Diejenigen, die zwischen 2012 und 2017 behandelt worden waren, bildeten die Ableitungskohorte (n = 14 616), während die zwischen 2018 und 2020 Behandelten die Validierungskohorte (n = 5606) darstellten. Für alle Probanden lagen Kreatininwerte von vor und 48 Stunden nach dem Eingriff und Daten zur Ein-Jahres-Mortalität vor. Dialysepatienten wurden ausgeschlossen. Um das CA-AKI-Risiko zu bestimmen, berücksichtigten die Mediziner in einem Modell lediglich klinische Variablen: - klinische Präsentation (asymptomatische oder stabile Angina pectoris: 0 Punkte, instabile Angina pectoris: 2 Punkte, NSTEMI: 4 Punkte, STEMI: 8 Punkte), - geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (≥60: 0 Punkte, 30-59: 1 Punkt, <30: 4 Punkte), - linksventrikuläre Ejektionsfraktion (<40%: 2 Punkte), - Diabetes (kein Diabetes: 0 Punkte, Diabetes ohne Insulintherapie: 1 Punkt, Diabetes mit Insuintherapie: 2 Punkte), - Hämoglobin (<11 g/dl: 1 Punkt), - Nüchternglukose (≥150 mg/dl: 1 Punkt), - Herzinsuffizienz (1 Punkt) und - Alter (über 75 Jahre: 1 Punkt). In einem zweiten Modell wurden zusätzlich PCI-assoziierte Faktoren einbezogen: Kontrastmittelvolumen, periprozedurale Blutungen, komplexe Anatomie bei der PCI und darauffolgender langsamer oder nicht vorhandener Kontrastmittelfluss. Das Einbeziehen der PCI-assoziierten Variablen verbesserte die Aussagekraft des Scores jedoch nur leicht. Die C-Statistik betrug in der Ableitungskohorte 0,72 für das erste und 0,74 für das zweite Modell und in der Validierungskohorte 0,84 für das erste und 0,86 für das zweite Modell. Signifikant erhöhte Mortalität bei CA-AKI Je nach Score-Wert wurden die Patienten in vier Gruppen mit geringem (0–2 Punkte), moderatem (3–7 Punkte), hohem (8–11 Punkte) und extrem hohem Risiko (12–20 Punkte) eingeteilt. In beiden Modellen nahm das CA-AKI-Risiko mit steigendem Risikoscore allmählich zu: Im ersten reichte es von 2%–35%, im zweiten von 2%–39%. Insgesamt traten bei gut 4% der Probanden CA-AKI auf. Das Risiko, innerhalb eines Jahres zu sterben, war bei den Patienten mit CA-AKI signifikant erhöht, mit einer Rate von 10% gegenüber 3%. Die meisten Todesfälle ereigneten sich innerhalb von 30 Tagen. Mehran et al. schlagen einen einfach anwendbaren Risikoscore vor, der mithilfe der acht oben genannten klinischen Variablen das CA-AKI-Risiko von Patienten mit PCI bestimmen kann. Sie betonen, dass das zusätzliche Berücksichtigen der PCI-assoziierte Faktoren nur einen geringen Effekt auf die Aussagekraft des Scores hatte. Das hat den Vorteil, dass die Risikobewertung bereits vor dem Eingriff stattfinden und das Management entsprechend angepasst werden kann. „Mithilfe des Scores lassen sich präzise Aussagen zum CA-AKI-Risiko treffen“, lautet ihr Fazit. Das Wichtigste in Kürze Frage: Kann ein neuer Risikoscore dazu beitragen, das Risiko für kontrastmittelinduzierte akute Nierenschäden nach PCI besser einzuschätzen? Antwort: Mithilfe des „Mehran-2 CA-AKI Risk Score“ lassen sich präzise Aussagen zum Risiko für kontrastmittelinduzierte akute Nierenschäden nach PCI treffen. Bedeutung: Das Risiko besser einzuschätzen, könnte ein gezielteres Management ermöglichen und so zu einer besseren Prognose beitragen. Einschränkung: Alle Teilnehmenden wurden an einem einzigen Klinikum behandelt.

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