Erschienen in:
01.06.2016 | Koronare Herzerkrankung | CME
Koronare mikrovaskuläre Dysfunktion
Klinik, Diagnose, Therapie
verfasst von:
Dr. P. Ong, U. Sechtem
Erschienen in:
Herz
|
Ausgabe 4/2016
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Zusammenfassung
Wie bei epikardialen Stenosen führt eine koronare mikrovaskuläre Dysfunktion (MVD) zu einem Missverhältnis zwischen myokardialem Sauerstoffbedarf und -angebot. Die Fehlfunktion liegt auf Ebene der Gefäße mit einem Durchmesser < 500 μm, und strukturelle sowie funktionelle Veränderungen der Gefäße sind beschrieben worden. Die zugrunde liegenden Mechanismen umfassen u. a. chronische Inflammation, Östrogenmangel oder genetische/familiäre Prädisposition. Klinisch ist eine koronare MVD häufig bei Patienten mit Angina pectoris und/oder Dyspnoe anzutreffen, die keine relevanten Koronarstenosen oder Myokarderkrankungen aufweisen. Für die Diagnosestellung kommen nicht-invasive Verfahren wie die Kombination aus Computertomographie (CT)-Koronarangiographie und Stressmagnetresonanztomographie (Stress-MRT) oder CT-Koronarangiographie und Positronenemissionstomographie (PET), aber auch invasive Vasomotionstestungen infrage. Bislang gibt es nur wenig Evidenz bezüglich der Effektivität einer medikamentösen Therapie. Die Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) zum Management der stabilen koronaren Herzkrankheit von 2013 empfiehlt Acetylsalicylsäure (ASS) und ein Statin sowie Betablocker- und/oder Kalziumantagonisten. Patienten mit koronarer MVD haben ein erhöhtes Risiko für Koronarereignisse und Tod von etwa 1,7 % pro Jahr. Außerdem besteht eine erhöhte Morbidität mit häufigen Vorstellungen in Praxis und Notaufnahme. Die klinische Forschung sollte die zugrunde liegenden Mechanismen genauer charakterisieren, um gezielte Therapiekonzepte ableiten zu können.