Erschienen in:
01.02.2011 | Originalien
Korrelation von Haltungsasymmetrien und visuellen Defiziten
verfasst von:
M. Friedrich, M. Göbel, E.J. Seidel
Erschienen in:
Manuelle Medizin
|
Ausgabe 1/2011
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
In der vorliegenden Studie sollte der Zusammenhang zwischen posturalen und visuellen Defiziten bei Schulkindern mit und ohne Haltungsasymmetrie untersucht werden.
Probanden und Methoden
Insgesamt 120 Schulkinder (Alter 6–15 Jahre, Visus ≥0,3 mit und ohne Korrektur) eingeschlossen. Im Vorfeld der Untersuchung füllten die Eltern der Kinder einen Fragebogen aus, u. a. zu objektiven und Entwicklungsauffälligkeiten, Geburtsverlauf und Lokomotionsentwicklung. Die Untersuchung umfasste optometrische (z. B. Tests zur Sehschärfe, Akkommodations- und Konvergenzfähigkeit) und orthopädische Tests (z. B. zur Beinlängendifferenz, Beckenschiefstand, Skoliose). Kinder mit Haltungsasymmetrie wurden der Hauptgruppe (n=43) zugeordnet, diejenigen ohne Haltungsasymmetrie der Kontrollgruppe (n=47).
Ergebnisse
Kinder der Stichprobe mit Haltungsasymmetrie sind motorisch ungeschickter (p=0,033; exakter Test nach Fisher) und zeigen bestimmte Verhaltens- und Kompensationsmuster. Kinder mit auffälligem Geburtsverlauf, z. B. Kaiserschnitt, haben häufiger Entwicklungsschwierigkeiten (p=0,029; χ2-Test) und Haltungsasymmetrien (p=0,062; χ2-Test) als Kinder mit normalem Geburtsverlauf. Störungen in der Lokomotionsentwicklung können Defizite in der Okulomotorik (p=0,048; χ2-Test) sowie in der Vergenzeinstellung hervorrufen. Kindern mit eingeschränkter Konvergenzfähigkeit (Konvergenzinsuffizienz) wählen häufig einen kurzen Abstand beim Lesen oder Schreiben (p=0,050; χ2-Test).
Schlussfolgerung
Kinder mit Haltungsasymmetrie sind zwangsläufig nicht motorisch und perzeptuell unterentwickelt gegenüber Gleichaltrigen ohne Haltungsasymmetrie. Diverse Kompensationsmuster spielen in der Perzeption und dem Verhalten eine große Rolle. Ein auffälliger Geburtsverlauf kann zu Einschränkungen in der motorischen Entwicklung und/oder zur Ausbildung einer Skoliose führen.