Immer mehr Menschen überleben kritische Erkrankungen. Aber Beatmung, Sedierung und die Eindrücke der Intensivstation hinterlassen Spuren. Das Post-Intensive-Care-Syndrom kann die Folge sein. Es ist nicht nur eine Herausforderung für Kliniken, sondern auch Hausarztpraxen. Mit Allgemeinmediziner Prof. Dr. med. Konrad Schmidt sprechen wir in dieser Folge darüber, wie die Überlebenden wieder ins Leben finden können.
Das Post-Intensive-Care-Syndrom (PICS) fasst die physischen, kognitiven und mentalen Folgen einer Behandlung auf der Intensivstation zusammen. Die Ausprägung kann dabei bei jedem oder jeder Betroffenen sehr unterschiedlich sein. Sie reichen von Schluckstörungen durch eine Intubation über Polyneuropathien bis hin zu kognitiven Einschränkungen und Symptomen einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Diese Vielfältigkeit stellt Behandelnde vor eine Herausforderung.
Viele der potentiellen Spätfolgen bleiben bis zu einem Jahr nach dem Intensiv-Aufenthalt und noch darüber hinaus. Damit ist PICS nicht nur ein wichtiges Thema für die akute Betreuung auf der Intensivstation, sondern auch für Hausarztpraxen, die die Betreuung im Anschluss wieder übernehmen. Aus hausärztlicher Sicht ist es wichtig, auf mögliche Einschränkungen durch PICS zu screenen, gezielt nachzufragen und möglichst zeitnah Unterstützungsangebote zu formulieren, sagt Prof. Dr. med. Konrad Schmidt. Der Allgemeinmediziner hat intensiv zu PICS und dem Umgang damit in der Hausarztpraxis geforscht.
Die Deutsche Gesellschaft für Neurorehabilitation e. V. hat kürzlich eine S2e-Leitlinie mit 12 Empfehlungen und 4 Optionen zur Prävention und Behandlung des PICS im stationären und ambulanten Setting entwickelt.
Prof. Dr. Konrad Schmidt ist Allgemeinmediziner und Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der medizinischen Hochschule in Brandenburg. Er forscht zu den Spätfolgen der Intensivbehandlungen und darüber, wie Hautarztpraxen Betroffene erkennen und Unterstützung bieten können.
Podcast-Reihe ZFA TALKS
Die ZFA TALKS sind das Podcast-Format der Zeitschrift für Allgemeinmedizin in Kooperation mit Springer Medizin. Hier stellen sich unsere Expertinnen und Experten dem Dialog zu wissenschaftlichen und praxisrelevanten Fragen aus der Allgemeinmedizin.
In den 15-30minütigen Episoden werden spannende Themen aus der Zeitschrift aufgegriffen und ganz im Sinn der wissenschaftlich-praktischen Ausrichtung der Zeitschrift informativ und unterhaltsam besprochen, vertieft und vielleicht auch mal kontrovers diskutiert. Der Podcast erscheint als Sonderformat im Springer Medizin Podcast.
Literaturhinweise
- "Das Post-Intensive-Care-Syndrom (PICS)", veröffentlicht in der Zeitschrift für Allgemeinmedizin (mit Abo oder DEGAM-Mitgliedschaft)
- "Herausforderungen und Perspektiven der Angehörigenbegleitung auf der Intensivstation: Fokus auf vulnerable Angehörige", erschienen in Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin (Open Access)
- "Das Post-Intensive Care Syndrom: funktionelle Beeinträchtigungen bei Überlebenden kritischer Erkrankung", erschienen in Die Anästhesiologie (mit Abo)
- "Die Zeit danach – Spätfolgen der Intensivtherapie: Erfolge und Herausforderungen", Einführung zum Themenheft in "Die Anästhesiologie" (mit Abo)
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