15.01.2024 | Krebserkrankungen mit unbekanntem Primärtumor | Leitthema
„Cancer of unknown primary“ – histologische und molekularpathologische Grundlagen in der Diagnostik
verfasst von:
Tilmann Bochtler, Heiko Becker, Professor Dr. med. Albrecht Stenzinger
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 3/2024
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Zusammenfassung
Das CUP-Syndrom („cancer of unknown primary“) bedarf einer multimodalen Diagnostik, die alle beteiligten Fachdisziplinen einschließt. Die Diagnostik ist herausfordernd; jeweils hohe Fachexpertise ist notwendig. Konzeptionell basiert die heute eingesetzte CUP-Diagnostik auf der Sicherung der Malignomdiagnose sowie auf der Rückverfolgung des Tumors auf das Ursprungsgewebe (Identifizierung des „eigentlichen“ Tumortyps). Dieser Ansatz bedarf einer Integration verschiedener Diagnostikverfahren (bspw. Bildgebung, Morphologie einschl. Immunhistochemie und molekularer Verfahren), um eine hohe Spezifität der Diagnostik zu erreichen. Hierbei kann das molekulare Profil Hinweise auf den mutmaßlichen Primärtumor liefern und ist besonders hilfreich bei Patienten/-innen mit einer vorangegangenen Tumorerkrankung, um den klonalen Zusammenhang zwischen beiden Tumorerkrankungen aufzuklären. Gleichzeitig gewinnt auch die Identifizierung prädiktiver Biomarker und therapeutischer Zielstrukturen zunehmend an Bedeutung. Diese Konstellation beeinflusst den diagnostischen Arbeitsfluss und erfordert die Nutzung komplementärer Verfahren. Dabei wird der Einsatz molekularer Untersuchungen aus dem Blut, sog. Liquid Biopsies, zunehmend auch in der klinischen Routine eingesetzt. Aus biologischer und klinischer Sicht stellt sich die Frage, ob das Konzept der Rückverfolgung auf das Ursprungsgewebe und entsprechend daran ausgerichteter Therapie für alle Tumoren der heterogenen CUP-Gruppe sinnvoll ist oder ob ein neues diagnostisches Konzept notwendig ist, um das Überleben von betroffenen Patienten/-innen zu verbessern.