Deutliche Geschlechterdifferenz bei Prognose nach Herzstillstand

Die Überlebenschancen nach einem Herzstillstand außerhalb bzw. innerhalb eines Krankenhauses haben sich in den letzten Jahrzehnten in unterschiedlichem Maß verbessert. Aber in beiden Situationen haben Männer stärker profitiert als Frauen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Schweden verfügt über das weltweit am längsten existierende Register zu Herzstillständen. Im Swedish Cardiopulmonary Resuscitation Registry (SCRR) wird seit 1990 landesweit jeder Herzstillstand erfasst, der sich außerhalb eines Krankenhauses ereignet (OHCA) und bei dem ein Reanimationsversuch unternommen wird. Seit 2004 werden zusätzlich die innerhalb eines Krankenhauses aufgetretenen Ereignisse (IHCA) dokumentiert. Anhand der Daten zu 106.296 OHCA- und 30.032 IHCA-Fällen hat ein schwedisches Forschungsteam nun untersucht, wie sich die Prognose im Lauf der Zeit verändert hat. Verdoppelung der Überlebenschance nach OHCA Nach OHCA stieg die 30-Tages-Überlebensrate von nur 6% im Jahr 1990 auf 10% in 2011, blieb danach aber weitgehend unverändert. Im Vergleich mit den ersten Registerjahren von 1990–1993 war die Wahrscheinlichkeit, einen OHCA zu überleben, in den Jahren 2017–2020 rund 2,2-mal so groß. Bei Männern hatte die Überlebenschance sogar um den Faktor 2,4, bei Frauen dagegen nur um den Faktor 1,7 zugenommen. Damit lag in den letzten vier Jahren der Auswertung der Anteil der Überlebenden unter den Männern bei 12% und unter den Frauen bei 8%. Bei Jüngeren hatte sich die Prognose stärker verbessert als bei Älteren. Die höchste Überlebensrate bestand in der Gruppe der 40- bis 49-Jährigen: Sie lag 1990 bei 10% und stieg bis zum Jahr 2020 auf 19%. Maßgebliche Zunahme der Laienreanimation Die relativen Verbesserungen über die Zeit waren unabhängig davon, ob die Betroffenen einen schockbaren oder nicht schockbaren Rhythmus aufwiesen. Sie betrafen nicht nur OHCA mit kardialer Genese, sondern auch aufgrund von Drogenmissbrauch oder pulmonalen Ursachen; nur nach Trauma, bei Suiziden, Ertrinken oder Ersticken gab es keine signifikanten Verbesserungen. Der Grund für die stark verbesserten Überlebensaussichten in den ersten 20 Jahren dürften die Einführung der telefonischen Anleitung von Laien bei der CPR, Aufklärungskampagnen zur CPR und die Verteilung von Defibrillatoren an öffentlichen Plätzen gewesen sein. Das zeigt sich auch am Anteil der OHCA mit Laienreanimation, er stieg von 31% im Jahr 1990 auf 82% in 2020. Anhaltender Fortschritt bei IHCA-Prognose Die Prognose der IHCA hat sich ebenfalls verbessert. Im Jahr 2020 betrug die 30-Tages-Überlebensquote 36%. In den Jahren 2017–2020 war das Überleben eines IHCA 1,2-mal so wahrscheinlich wie 2004–2007; auch hier hatten die Männer mehr profitiert (Faktor 1,2 vs. 1,1 bei den Frauen). Der Fortschritt hatte sich hier vor allem im letzten Jahrzehnt vollzogen, mit einem Anstieg der Überlebenschancen um fast 50%. Als Ursache hierfür fand sich vor allem eine Zunahme der IHCA-Fälle, bei denen innerhalb von 60 Sekunden mit der CPR begonnen wurde. Auch beim IHCA war die Zunahme der Überlebensraten unabhängig von der Schockbarkeit. Beim OHCA wie beim IHCA wurden ungefähr 90% der Überlebenden in einem guten neurologischen Zustand (Cerebral Performance Category 1–2) entlassen, dieser Prozentsatz blieb auch über die letzten 15–20 Jahre unverändert. Rückgang von schockbaren Herzstillständen Außerdem waren Herzstillstände in jüngerer Zeit generell seltener durch kardiale Erkrankungen verursacht, ihr Anteil hatte sich in etwa halbiert. Im gleichen Ausmaß war dementsprechend der Anteil der Patienten und Patientinnen mit schockbarem Rhythmus zurückgegangen. Die Studiengruppe um Matilda Jerkeman von der Universität Göteborg betont vor allem drei zentrale Erkenntnisse der Analyse: Im Studienverlauf hat sich die Prognose nach OHCA und IHCA verbessert, aber nur die von IHCA ist auch im letzte Jahrzehnt weiter besser geworden. Herzstillstände infolge kardialer Erkrankungen und mit schockbarem Rhythmus sind stark zurückgegangen. Frauen und Ältere haben bei der Prognose nicht so viel gewonnen wie Männer und Jüngere. Laut Jerkeman und ihrem Team sollten die Geschlechterunterschiede in Forschung und Politik mehr Beachtung finden. Sie weisen allerdings darauf hin, dass die Differenz zum Teil über die höheren Raten von schockbaren Herzstillständen bei Männern zu erklären sein dürften. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hat sich die Prognose nach einem Herzstillstand außerhalb bzw. innerhalb eines Krankenhauses (OHCA bzw. IHCA) in den letzten 30 bzw. 17 Jahren verändert? Antwort: Die Überlebenschancen nach OHCA wie IHCA sind größer geworden, beim OHCA stagniert die Quote aber, während die Verbesserung beim IHCA vor allem in den letzten zehn Jahren stattgefunden hat. Frauen und Ältere haben weniger profitiert als Männer und Jüngere. Immer weniger Betroffene haben eine kardiale Erkrankung und einen schockbaren Rhythmus. Einschränkung: Schwedische Registerstudie, erfasst werden nur Herzstillstände mit Reanimationsversuch.

Springer Medizin

Deutliche Geschlechterdifferenz bei Prognose nach Herzstillstand

Weiterführende Themen

Leitlinien kompakt für die Innere Medizin

Neu im Fachgebiet Innere Medizin

Denken Sie bei starker Blutung auch an die Hemmkörper-Hämophilie

Adjuvante Brustkrebstherapie: Doppelt hält besser

Delir kann Demenz begünstigen

Vorsicht mit hohen NSAR-Dosen bei ankylosierender Spondylitis!

Update Innere Medizin